10-jähriges Jubiläum des Blindenzentrums in Togo

Miriam Laiouar
Togo: Eine Rede wird anlässlich des 10-jährigen Jubiläums des Blindenzentrums gehalten und in Gebärdensprache übersetzt.

Blindheit geht in Togo oft mit Armut einher. Wer blind ist oder eine Sehbeeinträchtigung hat, kann nur schwer einer Erwerbstätigkeit nachgehen. Wer bereits als Kind erblindet oder blind auf die Welt kommt, hat es besonders schwer Zugang zu Bildung und damit bessere Zukunftsaussichten zu erhalten. So treibt die Blindheit Familien in die Armut.

Um Kindern mit einer Sehbehinderung eine Schulausbildung zu ermöglichen und ihre Zukunft zu sichern, wurde 2010 in Sokodé, der zweitgrößten Stadt des Landes, ein Blindenzentrum durch  muslimehelfen gegründet. Die Einrichtung begann mit der Unterstützung von 12 blinden und sehbeeinträchtigten Kindern aus armen und bedürftigen Familien. Sie wurden in Blindenschrift unterrichtet, erhielten täglich warme Mahlzeiten, medizinische Versorgung und einen Schlafplatz.

Mit den Jahren wurden mehr Kinder aufgenommen und schon bald reichten die angemieteten Räumlichkeiten nicht mehr aus. Schließlich wurde Ende 2013 ein neues Blindenzentrum auf einem drei Hektar großen Stück Land in Kadambara, nahe Sokodé, gebaut, das Platz für mehr Schüler und Schülerinnen bietet und bis heute erfolgreich betrieben wird. Das Zentrum umfasst 8 Unterrichtszimmer, 8 Schlafräume, Toiletten, Duschen, eine Kantine sowie 4 Büroräume für das Lehrpersonal.

Seither deckt muslimehelfen alle Kosten für den Betrieb und Unterricht des Blindenzentrums. Dazu gehören Gehälter für sechs Lehrer, eine Köchin, eine Reinigungskraft, einen Betreuer und einen Wächter sowie Kosten für Lebensmittel, Braille-Papier, Hygieneartikel, Medikamente, Strom, Telefon- und Transportkosten. Die Kosten belaufen sich alle sechs Monate auf circa 25.000 Euro.

Heute werden im Blindenzentrum 35 visuell eingeschränkte Kinder und Jugendliche betreut und unterrichtet. Die Kinder werden dort bis zur 6. Klasse unterrichtet, entsprechend der Dauer der Schulpflicht in Togo. Der Lehrplan orientiert sich an den Vorgaben des Schulministeriums, sodass die Kinder denselben Unterrichtsstoff wie ihre Altersgenossen in Togo erhalten, jedoch in Blindenschrift. Nach ihrem Abschluss im Blindenzentrum haben die Schüler die Möglichkeit ihre Bildung an einer öffentlichen weiterführenden Schule in Kadambara fortzusetzen, um ihr Abitur zu machen. Wir unterstützen dies, indem wir ihre Schulgebühren übernehmen und ihnen ermöglichen, weiterhin im Zentrum zu leben. Dies ist wichtig, da viele Familien der Schüler sehr weit entfernt wohnen. Ein besonderer Erfolg ist, dass ein ehemaliger Schüler des Blindenzentrums nach seinem Studium nun als Lehrer an dieser weiterführenden Schule arbeitet und dort die blinden Schüler unterstützt. Neben ihm haben auch viele andere Absolventen des Blindenzentrums ein Studium aufgenommen. Derzeit studieren zehn ehemalige Schüler an der Universität in Lomé, wo ihnen Barrierefreiheit geboten wird. Sie erhalten weiterhin eine finanzielle Unterstützung von 20 Euro pro Monat für ihre Studiengebühren.

Vom 15. bis 23. Dezember 2023 feierte das Blindenzentrum sein 10-jähriges Bestehen. Als Vorbereitung auf das große Event wurde das Zentrum gereinigt und neu gestrichen, um insgesamt 700 Personen feierlich zu empfangen. Zu den Besuchern gehörten die blinden Schüler und Studenten des Zentrums samt ihren Familien, die lokale Bevölkerung sowie Politiker, Imame und Vertreter verschiedener Behörden.

Zunächst wurde mit einer religiösen Zeremonie begonnen, bei der aus dem Koran rezitiert, Gebete verrichtet und vier Rinder geschächtet wurden. Am nächsten Tag zog eine Karawane aus Motorrädern und Fahrzeugen mit circa 200 Menschen durch die Straßen von Sokodé. Mit einem großen Banner und lauten Durchsagen machte sie auf das Blindenzentrum aufmerksam. Auch spezielle Radioprogramme wurden ausgestrahlt, um noch mehr Menschen zu erreichen.

Ein weiteres Highlight waren organisierte Fußballturniere, an denen sowohl blinde Schüler und Studenten des Blindenzentrums als auch sehende Schüler und Studenten teilgenommen haben. Am Ende erhielten alle Mannschaften neue Fußballtrikots, Fußbälle und ein Preisgeld. Die Siegermannschaften wurden zusätzlich mit Trophäen ausgezeichnet. Außerdem wurden zwei Konferenzen über Blindheit und Bildung abgehalten. Ziel der Festtage war es, die Bevölkerung Togos für die Bildung blinder Kinder zu sensibilisieren und das Bewusstsein für Blindheit zu schärfen. Bereits im Januar 2024 meldeten sich sechs neue Kinder am Blindenzentrum an – ein Beweis für das Erreichen dieser Ziele.

Der 26-jährige Arafat aus Togo bedankte sich bei muslimehelfen: „Es war eine große Freude für mich, diese große Menschenmenge heute Morgen zu sehen, die in unser Zentrum kam, um mit uns den 10. Jahrestag der Eröffnung des Blindenzentrums „Centre Islamique pour l’education et la formation des personnes aveugles“ zu feiern. Als ich die Menschenmenge sah, wurde ich emotional und sagte: „Alhamdulillah”. Wir danken Allah für das 10-jährige Bestehen dieses Zentrums, denn ich war einer seiner ersten Schüler. Heute studiere ich an der Universität von Lomé und mache meinen Bachelor. Ich habe auch bereits eine Ausbildung in Kinematographie absolviert. Um die Wahrheit zu sagen, hat dieses Zentrum mir alles gegeben, dank der finanziellen Unterstützung von muslimehelfen. Ich bin sehr glücklich, an allen Aktivitäten, die für diese Feier geplant sind, teilnehmen zu können. (…)“

Togo: Karawane durch die Straßen von Sokodé. Auf den Hintersitzen der Motorräder sitzen blinde Schüler und Studenten.

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