Bildung in einer anderen Welt

Von Nadya Moussa

Nicht nur Waisenkinder haben es schwer auf dieser Welt. An manchen Orten können Kinder nicht, wie andere, unbeschwert lernen oder spielen. In der Zeit, in der andere in der Schule Grammatik, Algebra und Fremdsprachen pauken, arbeiten sie. Und wieder manch andere gehen zwar zur Schule. Sie werden aber wohl nie sehen, wie diese große, weite Welt, von der sie lernen, eigentlich aussieht. Denn sie sind blind.

Pauken zwischen Motoröl und Schraubschlüssel

Während viele Kinder morgens in ihren Klassenräumen gähnen, schrauben in Multan viele Jungen an Autos herum oder wechseln Reifen. Das Schönste am Vormittag ist für sie meist die Zeit, die das große, Augenleuchten hervorbringende P-Wort umschreibt. Der einzige Unterschied zwischen ihnen und den Kindern hier ist, wie sie ihre Pausen verbringen.

Wenn die Schüler nicht in die Schule kommen, …

In verschmierten Overalls oder Jeans sitzen sie in ihren Pausen in den Werkstätten oder zwischen Autowracks und lernen fleißig. Denn das Bildungsprojekt, das muslimehelfen finanziert, ermöglicht pakistanischen Kinderarbeitern neben der Arbeit das Basis-Schulwissen zu erlernen. Viele von ihnen tragen die finanzielle Verantwortung ihrer Familie allein. Da bleibt keine Zeit, um die Schulbank zu drücken. Fernunterricht ist in Pakistan aber erst ab der Mittelstufe möglich.

Diese Lösung hilft den Kinderarbeitern auch in anderer Hinsicht. Sowohl ihre Arbeitgeber, als auch ihre Lehrer stellen mittlerweile positive Veränderungen bei ihren Schützlingen fest. Auch die Schüler werden später erfahren, wie viel ihnen der Zugang zu Büchern für ihre Zukunft gebracht hat.

Das Gleiche in blind

Bücher bilden oft den Einstieg in eine andere, wunderbare Welt. Von der Welt des Wissens ausgeschlossen zu werden, nur weil man nicht sehen kann, ist jedoch kein Grund – weder für unsere togolesischen Partner von der ABEA, noch für muslimehelfen. Im Jahr 2010 ist in Zusammenarbeit der beiden Organisationen ein Blindenzentrum in Sokodé entstanden, für dessen gesamte Kosten muslimehelfen aufkommt. Dort lernen sehbehinderte Kinder aus armen Familien seit dem an Hand desselben Lehrplanes, wie ihre gesunden Altersgenossen an öffentlichen Schulen. Nur eben in Blindenschrift.

Im Wettbewerb die Nummer eins

Genau wie bei anderen Kindern werden die Leistungen der blinden Schüler durch interne Prüfungen erfasst. Die insgesamt vierzehn Schüler verteilen sich auf sechs Gruppen, von der Vorschule bis zur sechsten Klasse. Dass sie wie sehfähige Kinder lernen und diesen in nichts nach stehen, zeigen auch ihre außerschulischen Erfolge. An dem nationalen Koranwettbewerb, der in Togo stattfand, hatte ein Kind des Blindenzentrums ebenfalls Teil genommen. In seiner Kategorie hatte es den ersten Platz belegt.

„… gütige und großzügige Hilfe …“

Muhammad Nadeem bedankt sich als einer der Ausbilder der Kinderarbeiter bei der SDO und muslimehelfen „… für die gütige und großzügige Hilfe …, die diesen armen Kindern ermöglicht, sich zu bilden. Ich bete dafür dass, Allah all diejenigen belohnen möge, die sich an diesem Projekt beteiligt haben.“.

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