Niemand ist barmherziger als Allah. Wenn der Mensch seine Barmherzigkeit zur Schau stellt, vergiftet es sie. Dass wir das Kurban-Opfer und die Aufgabe, die damit verbunden ist, nur erfüllen, um dabei gesehen zu werden, zeigt, wie dekadent der moderne Geist ist. Damit das nicht passiert, hat Allah im Koran die tiefe Bedeutung des Kurban erklärt:
„Sicher erreicht nicht ihr Fleisch Allah, und nicht ihr Blut, sondern es erreicht Ihn die Gottesfurcht von euch. Derart hat Er sie euch dienstbar gemacht, damit ihr die Größe Allahs rühmt, wie Er euch rechtgeleitet hat, und künde den Guthandelnden Gutes an.“ (22:37)
Daraus geht hervor, dass ein Muslim die Hierarchie respektiert, die Allah für die Schöpfung bestimmt hat, wenn er ein Tier opfert.
Wir dürfen aber auch die Bedeutung des Koranverses in der Sure al-Hadsch nicht verdrehen und behaupten: „Wenn weder das Fleisch noch das Blut der geschächteten Opfertiere, sondern die Gottesfurcht Allah erreicht, dann sollten wir keine Tiere opfern.“ Das ist das Gleiche als würden wir sagen, das Zakat-Geld, das Wasser der Gebetswaschung, die Grundpfeiler des Gebets und die Riten der Pilgerfahrt würden Ihn nicht erreichen, sondern die Reinheit des Herzens wäre ausreichend. Wenn wir das zulassen, unterscheiden wir uns nicht von denen, die sich in Bezug auf die Gebetspflicht auf den Koranvers stützen „und das Gedenken Allahs ist größer“ und dann behaupten, es sei keine Pflicht, das Gebet unbedingt auf diese Art zu verrichten; das Gedenken an Allah sei das höchste Ziel, man müsse nur zweimal Allahu akbar sagen und das sei dann das Gebet.
Das Gebot des Opferns ist so alt wie die Menschheit selbst. Der Koran beschreibt dies an Hand der Geschichte der beiden Söhne Adams (a.s.). Das Opfertier, das während der Hadsch als Geschenk an Allah geschächtet wird, wird in der Sprache der Offenbarung als „eines von den Zeichen Allahs bezeichnet“. Da die Hadsch von einer tiefen Symbolik geprägt ist, gehört auch das Opfern während der Hadsch zu den Zeichen Allahs. Das Opfern außerhalb der Hadsch lehrt uns zu teilen und Verständnis für den tieferen Sinn von Kurban. Im Koran heißt es dazu: „Und für jede Gemeinschaft haben Wir einen Opferbrauch gemacht“, (22:34). Im weiteren Verlauf des Verses verlangt Allah von uns, dass wir Seinen Namen nennen als Dank dafür, dass Er uns mit Weidetieren versorgt hat. So setzt Allah den Schwerpunkt darauf, dass Er uns die Tiere dienstbar gemacht hat.
Im zweiten Vers der Sure al-Kauthar geht es nicht um das Opfern als „Ritus der Menschheit“, wie manche behaupten. Es geht darum, dass wir zu Allah beten und schächten als Zeichen unserer Dankbarkeit für die unzähligen Gaben. Ibrahim (a.s.) bestätigte den Opferritus und wandelte diesen in eine abrahamitische Tradition um. Wie alle anderen Propheten folgte auch das Siegel der Propheten, Muhammed (s), diesem Weg und opferte jedes Jahr in Medina.
Wer an ihn (s) glaubt, zweifelt nicht daran, dass er (s) Barmherzigkeit und Zärtlichkeit verkörperte. Unsere Aufgabe ist es, seinem Weg zu folgen. Wenn wir das Kurban so umsetzen, als Zeichen der Menschlichkeit, dann halten wir uns an den Koran.
Und Allah weiß es am besten.