Ramadan ist eine gesegnete Zeit. Allerdings kann es für Muslime in einem mehrheitlich nicht-muslimischen Umfeld teils auch eine regelrechte Herausforderung sein, die Fastenzeit mit dem Arbeitsalltag zu vereinbaren. Besonders, wenn man möglicherweise die einzige fastende Person auf der Arbeit ist. Je nach Branche und Unternehmenskultur gibt es dabei einige Punkte zu beachten, die wir nachfolgend beleuchten möchten.
Auf vielen Arbeitsstätten ist es üblich, dass Kollegen und Kolleginnen gemeinsam in die Mittagspause gehen und etwas essen oder wenigstens einen Kaffee trinken. Dabei ist gemäß dem Arbeitszeitgesetz zu beachten, dass bei einer Arbeitszeit ab 6 Stunden eine 30-minütige Arbeitsunterbrechung verpflichtend ist. Bei einer Arbeitszeit von mehr als 9 Stunden sind sogar 60 Minuten Ruhepause Pflicht. Arbeitsrechtlich darf man also auch nicht einfach auf seine Pause verzichten, um sie auf den Beginn des Dienstes zu legen und später auf die Arbeit zu gehen, oder am Ende des Arbeitstages früher Feierabend zu machen.
Man muss in seiner Pause natürlich nichts essen oder trinken, aber trotzdem muss eine Pause eingelegt werden, die dem Zweck der Erholung dient. Man soll darin durchatmen und zur Ruhe kommen.
Es bietet sich daher je nach den räumlichen Bedingungen an, die Mittagspause zu nutzen, um spirituell aufzutanken. Beispielsweise durch das Verrichten der Pflichtgebete oder auch mit freiwilligen Gebeten, Koranlesen oder durch das Sprechen von Bittgebeten.
Ein weiterer Punkt ist außerdem der soziale Faktor der Mittagspause. Denn nicht selten wird die gemeinsame Mittagspause genutzt, um sich in ungezwungener Runde näher kennenzulernen und über Themen zu sprechen, die nichts direkt mit der Arbeit zu tun haben. Wer sich dem einem Monat entzieht, weil er oder sie zu den wenigen Fastenden gehört, kann dadurch unter Umständen auffallen. Umso wichtiger ist es im Ramadan, effizient und zuverlässig Arbeitsergebnisse abzuliefern und auch sonst charakterlich positiv hervorzustechen.
Damit man trotz fehlendem Mittagessen kein Leistungstief erlebt, empfiehlt es sich, morgens zum Sahur genügend Wasser zu trinken und beim abendlichen Iftar nicht zu salzig oder zu scharf zu essen, um nicht zu dehydrieren.
Je nach Job gibt es womöglich die Möglichkeit, die Arbeitszeiten im Ramadan etwas anzupassen oder sogar die Option, von zu Hause aus zu arbeiten. Insbesondere wenn solche Arbeitszeitmodelle auch außerhalb des Ramadans im Einsatz sind, dürfte die Anwendung in der Fastenzeit kaum ein Problem sein. Offenheit ist dabei die beste Strategie. Wichtig ist dabei, das Gespräch zu suchen und sich mit den Kollegen und Vorgesetzten abzustimmen und transparent zu kommunizieren, damit sich keiner wundert, warum man in diesem Monat womöglich einen anderen Arbeitsrhythmus hat oder häufiger im Home Office ist als sonst.
Die meisten werden neugierige Fragen stellen, wenn sie feststellen, dass Du aus religiöser Überzeugung fastest. Manche werden Dir sogar Respekt zollen, weil sie die Selbstbeherrschung bewundern, die mit der Einhaltung der Fastenregeln assoziiert wird und Parallelen zum Heilfasten oder der Fastenzeit in anderen Religionen ziehen. Stelle Dich aber auch darauf ein, dass nicht jeder Kollege oder Vorgesetzte die Bedeutung von Ramadan verstehen wird. Lass Dich davon nicht aus der Ruhe bringen.
Entgegen von Vorurteilen führt das Fasten bei vielen Muslimen dazu, dass sie während der Arbeit noch fokussierter sind als sonst, da sich der Stoffwechsel bereits nach wenigen Tagen umgewöhnt und man das Essen und Trinken schnell vergisst. Man blendet daher Ablenkungen wie das Mittagessen oder Kaffeepausen aus. Gleichwohl kann es beispielsweise am späten Nachmittag auch zu einem tückischen Energietief kommen, bei dem man etwas träger werden kann, wenn man nicht präventiv in Schwung bleibt. Es ist daher ratsam, fordernde Aufgaben eher in den frühen Stunden anzugehen, bevor man womöglich träge wird und für genügend Bewegung zwischendurch zu sorgen. Weiterhin ist es bei Aufgaben mit hoher körperlicher Belastung wichtig, die nötige Ruhe walten zu lassen, um sich nicht zu schnell auszupowern.
Ein weiterer Tipp ist es, lieb gewonnene Kollegen nach Möglichkeit gerne auch mal zum heimischen Iftar einzuladen. Wer nämlich die Atmosphäre eines Iftars selbst erlebt, hat immer auch ein tieferes Verständnis gegenüber Muslimen und ihren Ritualen und Bräuchen. Ebenso ist es nicht verkehrt, von den meist zu üppigen Leckereien des Iftars etwas für Kollegen mit auf die Arbeit zu nehmen. Das kommt erfahrungsgemäß immer gut an.
Abschließend haben wir noch einen wichtigen Ratschlag. Kaum jemand wird wohl seinen gesamten Jahresurlaub im Ramadan nehmen können, aber ein paar freie Tage beispielsweise im letzten Drittel des Fastenmonats und im Anschluss daran für das Ramadanfest sind meist problemlos möglich, wenn man sich früh genug darum kümmert. Reiche daher rechtzeitig Deine Urlaubsanträge für diesen Zeitraum ein und schon kannst Du diese wertvolle Zeit optimal nutzen, ohne Dir über geschäftliche Termine und Arbeitszeiten Gedanken machen zu müssen.
Wir hoffen, dass Dir dieser Ratgeber helfen konnte.
Hast Du ebenfalls Tipps für die Fastenzeit auf der Arbeit?
Dann hinterlass einen Kommentar in den sozialen Netzwerken.