Hoffnung inmitten der Fluten

Miriam Laiouar
Kenia: Durch Überschwemmungen beschädigte Straße wird weiterhin genutzt

Von den insgesamt 22 Nothilfeprojekten, die wir im Jahr 2023 durchgeführt haben, waren mehr als die Hälfte Maßnahmen zur Unterstützung von Gemeinschaften nach schweren Überschwemmungen. Statistiken zeigen, dass Überschwemmungen die am häufigsten auftretenden Naturkatastrophen sind. Zwischen den Jahren 2000 und 2020 machten Überschwemmungen weltweit 36,5 % aller erfassten Naturkatastrophen aus.

Lebensmittelverteilungen nach Überschwemmungen in Indonesien

Die Ursachen von Überschwemmungen können vielfältig sein, wobei Starkregen eine der häufigsten ist. Intensive Niederschläge können dazu führen, dass Flüsse und Seen über ihre Ufer treten und die umliegenden Gebiete überfluten. Ein Beispiel hierfür ereignete sich Anfang Mai letzten Jahres in der Aceh-Provinz in Indonesien, als heftige Regenfälle und starke Winde das Überlaufen mehrerer Flüsse verursachten. Im Bezirk Nagan Raya allein waren 15 Dörfer von den Überschwemmungen betroffen. Eine unmittelbare Folge dieser Katastrophe war der erschwerte Zugang zu Nahrungsmitteln. Dank unserer indonesischen Partnerorganisation konnten wir nur wenige Tage nach den Überschwemmungen mit der Verteilung von Lebensmittelpaketen beginnen. Insgesamt erhielten 754 betroffene Familien 5 kg Reis, 2 kg Mehl, 2 Liter Speiseöl, 15 Packungen Instant-Nudeln, 2 Dosen Kondensmilch, 1 kg Zucker und 2 Packungen Tee.

Im Juli 2023, nur zwei Monate nach den ersten Überflutungen, ereigneten sich in einem anderen Gebiet Indonesiens erneute Überschwemmungen und Erdrutsche. Die Bewohner in West-Sumatra mussten mit Gummiboten von ihren Häusern evakuiert werden, und wir konnten weitere 760 Familien mit Lebensmittelpaketen versorgen. Die Kosten für beide Nothilfeprojekte beliefen sich jeweils auf etwa 15.000 €.

Indonesien: Lebensmittelverteilung in der Provinz West-Sumatra nach Überschwemmungen und Erdrutschen

Kenia - Von einer Naturkatastrophe zur nächsten

Kenia ist bekannt für das Land, das in den letzten Jahrzenten lange und harte Dürrephasen durchstehen musste. Doch während der kurzen Regenzeit im Oktober und November 2023 fielen die Niederschläge so stark aus, dass der ausgetrocknete Boden das Wasser nicht mehr aufnehmen konnte. Dies führte zu weit verbreiteten Überschwemmungen, insbesondere entlang des Tana-Flusses, des größten Flusses Kenias. Die heftigen Niederschläge wurden dem Wetterphänomen El Niño zugeschrieben. El Niño ist ein unregelmäßiges Wetterphänomen im Pazifik, das etwa alle vier Jahre auftritt und zu erhöhten Wassertemperaturen führt. Die Auswirkungen sind extreme und unvorhersehbare Wetterstörungen.

Die Gemeinden und Dörfer im Tana River County waren besonders stark von den Überschwemmungen betroffen. Die Bewohner dieser Region leben hauptsächlich von Landwirtschaft und Viehzucht und sind daher stark von ihren Feldern und Tieren abhängig. Menschen und Tiere, die die verheerende Dürre überstanden hatten, wurde nun von den Fluten heimgesucht. Im Rahmen unserer Nothilfeaktion im Dezember 2023 erreichten wir gemeinsam mit unserem Partner 30 Dörfer im Tana River County. Insgesamt erhielten 2214 Familien dringend benötigte Lebensmittelhilfe, darunter jeweils 5 kg Maismehl, 2 kg Reis, 2 kg Bohnen, 2 kg Zucker, 2 Liter Speiseöl und 1 kg Salz. Für diese Nothilfeaktion in Kenia wurden insgesamt 29.994 € bereitgestellt.

Kenia: In höher gelegenen Gebieten wird in Zelten Schutz vor dem Hochwasser gesucht

Überschwemmungen in Ruanda und Kongo

Im Mai 2023 waren unsere Projektländer Ruanda und die Demokratische Republik Kongo ebenfalls von starken Niederschlägen und Überschwemmungen betroffen. In der DR Kongo traf es besonders die Provinz Süd-Kivu, wo Hunderte von Häuser weggespült und ganze Dörfer zerstört wurden. Tausende Menschen verloren ihr gesamtes Hab und Gut und waren gezwungen Zuflucht in nahegelegenen Lagern zu suchen. Die Betroffenen standen vor zahlreichen Herausforderungen, da es ihnen an grundlegenden Bedürfnissen mangelte. muslimehelfen reagierte darauf mit drei Nothilfeprojekten, die jeweils einem bestimmten Bedürfnis gerecht wurden. Im ersten Projekt wurden 500 Familien mit dringend benötigter Kleidung und Hygieneartikeln versorgt. Dank einer Spende von 41.500 € erhielt jede Familie eine Decke, drei Lendentücher, zwei Paar Schuhe, vier Stück Seife und eine große Waschschüssel.

Um den Kindern selbst in den vorübergehenden Lagern den Zugang zu Bildung zu ermöglichen, wurden die Notunterkünfte provisorisch zu Schulen umfunktioniert. Allerdings fehlte es den Kindern an jeglichen Schulmaterialien sowie an ausreichender Kleidung und Schuhen. Aus diesem Grund verteilten wir im Rahmen des zweiten Projekts an insgesamt 500 Kinder jeweils einen Schulranzen, mehrere Schulhefte, ein großes liniertes Buch, ein Geometrie-Set, verschiedene Stifte und Bleistifte, eine Packung weißes Druckpapier sowie eine Hose, ein Oberteil und zwei Paar Schuhe. Die Projektkosten beliefen sich hier auf 30.000 €.

Leider verschärfte sich die Situation am 19. August 2023, als in Kalehe ein Feuer im Lager ausbrach. Die wenigen verbliebenen Besitztümer der Familien fielen schließlich den Flammen zum Opfer. Es bestand ein dringender Bedarf an Matratzen und Decken. Daher haben wir im Rahmen des dritten Hilfsprojekts 500 betroffene Familien mit jeweils einer Matratze und einer Decke versorgt. Die Finanzierung dieses Projekts belief sich auf 28.098 €.

DR Kongo: Verteilung von Matratzen und Decken an Betroffene

Nothilfe nach Zyklonen und Taifunen

Ein Zyklon ist ein starker Wirbelsturm, der sich über warmes Meerwasser bildet und sich fortbewegt. Wenn ein Zyklon auf Land trifft, bringt er extrem starke Winde und heftigen Regen mit sich, was oft zu Überschwemmungen und erheblichen Schäden führt. Je nachdem, wo auf der Welt sie auftreten, werden sie auch als Hurrikane oder Taifune bezeichnet.

Bangladesch wurde im Jahr 2023 gleich zwei Mal Opfer von Zyklonen. Am 14. Mai 2023 traf der Zyklon Mocha die Küstenregion Cox’s Bazar und richtete dort große Schäden an. Wenige Monate später, am 24. Oktober 2023, bildete sich erneut ein Zyklon vor der Küste von Cox’s Bazar und führte erneut zu einem Notfallzustand. Zahlreiche Familien verloren ihr Hab und Gut. Bei beiden Naturkatastrophen war muslimehelfen mit Hilfspaketen im Einsatz. Nach dem ersten Zyklon konnten 500 betroffene Familien versorgt werden und nach dem zweiten 1000 Familien. Die Hilfspakete enthielten nicht verderbliche Lebensmittel, wie Reis, Linsen und Kartoffeln sowie Hygienemittel wie Seifen und Waschpulver, um die Verbreitung von Krankheiten und Seuchen zu verhindern. Die Projektkosten betrugen bei der ersten Nothilfe 17.300 € und bei der zweiten 30.100 €.

Auch nachdem der Taifun Doksuri Ende Juli 2023 auf den Philippinen erhebliche Schäden und Überschwemmungen verursacht hatte, unterstützte muslimehelfen 558 betroffene Familien in der Provinz Ilocos Norte durch die Verteilung von Lebensmittelpaketen. Jede dieser Pakete enthielt 5 kg Reis, 2 Liter Speiseöl, 5 Dosen Sardinen, 780 g Kaffeepulver, 840 ml Milch, 1 kg Zucker und 6 Packungen Instantnudeln.

Das Jahr 2024 starteten wir bei muslimehelfen ebenfalls mit einem Nothilfeprojekt. Vom 5. bis 20. Januar 2024 halfen wir den Opfern des Zyklons Michaung in den indischen Distrikten Chennai und Thiruvallur. Unser Projektpartner verteilte an 431 Familien jeweils ein großes Lebensmittelpaket, vier antibakterielle Seifen, ein Handtuch, eine Matratze sowie vier Decken. Mit der Nothilfemaßnahme konnten die dringendsten Bedürfnisse der betroffenen Familien gedeckt werden.

In den letzten Jahren sind Naturkatastrophen häufiger und intensiver geworden. Auch wir bei muslimehelfen haben festgestellt, dass die Anzahl der Naturkatastrophen in unseren Projektländern zugenommen hat. Angesichts dieser Entwicklung wird unsere Not- und Katastrophenhilfe in Zukunft immer wichtiger werden. Wir beabsichtigen daher weiterhin den Menschen in Notsituationen beizustehen.

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