Mohammad Schamschir, Betreiber einer kleinen Werkstatt in der indischen Stadt Hubli, verheiratet mit Hamschira Banu, Vater dreier Kinder – Bibi Ayescha, Malik Rehan und Amrin Kousar – arbeitete hart, um seine Familie zu versorgen. Am 17. Oktober 2008 starb er bei einem Verkehrsunfall. Hamschira wurde mit 28 Jahren Witwe, ihre drei Kinder wurden Waisen.
Schon vorher war das Leben nicht einfach, nun wurde es kaum vorstellbar schwer. Ja, es gab anfangs Unterstützung durch Verwandte, doch nichts von Dauer. Hamschira war eine gute Hausfrau und Mutter, aber ohne Beruf, ohne Bildung, Analphabetin. Sie begann, das zu tun, was sie konnte, und verkauft seither „Papad“, Fladen aus zermahlenem Reis, in heißem Öl gebacken. Damit verdient sie etwa 10 bis 12 Euro im Monat. Gut leben lässt sich davon offensichtlich nicht, nur überleben, und das auch nur mit Mühsal und Entbehrung. Damit die Kinder es einmal besser haben, sollen sie zur Schule gehen, wünscht sich Hamschira. Doch dafür wird Geld benötigt, das die Mutter allein nicht aufbringen kann.
In Hubli konnte ich die Affus Woman Welfare Association besuchen, die schon seit 2008 Waisen betreut, erfolgreich, wie ich bei der Begegnung mit ihnen sowie ihren Müttern oder Verwandten erfuhr. Derzeit sind es 100 Kinder, doch der Bedarf ist größer als die vorhandenen Mittel und die Warteliste lang. Deshalb sorgt muslimehelfen 2015 in Hubli für insgesamt 50 weitere Waisenkinder. Die neunjährige Amrin Kousar ist eines davon, eine durchschnittliche Schülerin, mit 386 von 600 möglichen Punkten im letzten Zeugnis, kommt dieses Jahr in die fünfte Klasse. Morgens steht sie um halb sieben auf, geht zur „madarsa“, der Religionsschule, wo um sieben Uhr der Unterricht beginnt, dann von zehn Uhr bis fünf Uhr nachmittags zur regulären Schule. Am Abend hilft Amrin ihrer Mutter.
Unterstützung wird vor allem für die obligatorische Schulkleidung, Lernmaterial und Schulgeld benötigt. Zudem erfolgt eine ärztliche Untersuchung und bei Bedarf medizinische Hilfe. Aber Hamschira Banu möchte auch das Essen ein wenig aufbessern. Wer nicht nur den Hunger stillt, sondern etwas besser isst, nahrhaft und gesund, wird auch besser lernen. „Diese Hilfe der Spender von muslimehelfen ist ein Strahl der Hoffnung für meine Kinder in dieser Krisenzeit“ hat uns Hamschira wissen lassen, „ich möchte muslimehelfen für die Unterstützung meines Kindes, ja meiner Kinder, danken. Ich danke Allah für die Hilfe durch muslimehelfen.“
Hilfe für Amrin und die anderen Waisen in Hubli ist nicht alles, was muslimehelfen in diesem Jahr für Waisen tun will. Langjährige Waisenprojekte, vor allem in Burundi, sollen ebenso unterstützt werden. Weitere Anfragen liegen vor, so aus Kaschmir für ein Mädchen-Waisenhaus, aus Kenia für Waisenbetreuung, aus Sri Lanka zur Erweiterung eines Waisenzentrums für Kleinkinder. Was sich davon mit Allahs Hilfe verwirklichen lässt, wird sich zeigen. Jedenfalls gibt es viel zu tun – packen wir es an, bismillah! …
Amrin und ihre Mutter Hamschira Banu
Geschrieben von Ahmad von Denffer