Arm, aber nicht dumm (Teil1)

Die Eindrücke, die ich aus der Projektreise aus Burundi und Kongo mitbracht habe, sind so stark und reichhaltig, dass ich stundenlang bzw. seitenlang davon erzählen könnte. Aber keine Angst, diese Drohung mache ich hier nicht wahr!

Manche wichtigen Gedanken, die bei mir immer noch nachwirken, möchte ich inschallah dennoch kurz in meinem Blog heute am Freitag ausführen.

Nicht ich stehe im Mittelpunkt

Zunächst muss ich davor eines vorausschicken: Es ist für mich zwiespältig, wenn ich über Facebook, im Blog oder auf Veranstaltungen berichte, wo ich überall war, was ich alles dort gesehen habe und welche Hilfe durch muslimehelfen und ihre Projektpartner vor Ort geleistet werden. So stehe ich unweigerlich im Mittelpunkt des Geschehens, obwohl ich nicht der Hauptakteur des Geschehens bin. Meine Berichte mögen auch bei manchen den Anschein erwecken, dass ich oder muslimehelfen der Anlass für diese geleistete Hilfe sei. Dem ist nicht so! Die Hauptakteure sind unsere Geschwister, die spenden -also ihr alle, da ihr die Projekte durch eure Spenden mit Allahs Hilfe ermöglicht. Wenn ich also in den Projektländern bin, dann, als euer Auge, euer Ohr und eure Stimme, damit die Hilfe an den richtigen Ort, an die richtigen Menschen und auf die rechte Art und Weise ankommt.

Nun zurück zur Reise. Drei starke Eindrücke aus Burundi und Kongo habe ich mitgenommen:

  1. Es gibt unzählige arme Menschen in bitterster Armut, die unsere Hilfe benötigen

  2. Unsere Hilfsprojekte werden auf einem hohen Niveau und äußerst effektiv umgesetzt

  3. Es gibt bedürftige Menschen, die noch bedürftigeren Personen zu Hilfe eilen

Wie kann man Armut effektiv bekämpfen?

Sowohl die Schwere der Armut, als auch ihr Ausmaß, hat mich und die beiden Brüder (Aycan und Malik Michele) aus Deutschland, die mich begleitet haben, stark mitgenommen: Kinder, Jugendliche oder Mütter mit Babys und Kleinkindern, die auf der Strasse leben und durch Betteln „überleben“ oder Menschen in Lehmbehausungen in den städtischen Slums und arme Bauern in Bambus-Unterkünften auf dem Land usw. Zehntausende, ja hundertausende Menschen, die dieses Schicksal mit ihnen teilen. Ist die Hilfe (z.B. als nächstes die Verteilung von Fleisch im Kurban), die muslimehelfen organisiert, demnach nicht bloß ein Tropfen auf dem heißen Stein (siehe Blog Bloss ein Tropfen auf den heißen Stein?)?

Und: Wie kann die Situation dieser vielen bedürftigen Menschen von Grund auf und nachhaltig verbessert werden? Das sind die Gedanken, die mir bei diesem Ausmaß von Armut nicht aus dem Sinn gegangen sind.

Ja, es sind nur „wenige tausend“ Menschen in Burundi und Kongo, die von den muslimehelfen-Projekten profitieren. Aber für diese „wenigen“ Menschen bedeutet es das Überleben, die Überwindung des Hungers oder im konkreten Fall für die Waisenkinder in Burundi eine bessere Zukunft. Übrigens würde die Hilfe, auch wenn es nur ein Mensch wäre, Sinn machen.

Und dieses ist erst einmal unabhängig von der Überlegung wie die anderen Millionen Menschen aus der Armut herausfinden könnten. Wenn man nicht nur die Millionen in Burundi und Kongo, sondern auf der ganzen Welt aus dieser wirklich schweren Situation herausbringen möchte, bedarf es einer neuen „Weltordnung“ auf der Grundlage eines anderen Lebens-Verständnisses. Die neue Weltordnung muss von vielen Menschen – besonders aber auch von Staaten und Völkern -getragen werden und auf soziale Gerechtigkeit fußen, die weltweit angewendet und umgesetzt werden muss. Dass die jetzige Ordnung dies nicht vermag, ist nicht nur durch die Finanzkrise und deren weltweiten Auswirkungen ersichtlich geworden.

Weltweites Problem nur gemeinsam lösbar

An der Lösung dieses weltweiten Armut-Problems sollten die Muslime vorderster Reihe (as-saffu awwal) mitarbeiten. In diesem Sinne spielen Einrichtungen muslimehelfen oder auch gut organisierte muslimische Institutionen, die von professionell geführten muslimischen Gemeinschaften betrieben werden, eine enorm wichtige Rolle. Diese haben nämlich eine Vorbildfunktion und leisten Pionierarbeit. Das ist zunächst die Vorarbeit, die auch wir Muslime im deutschsprachigen Raum leisten müssten, um an der Lösung der Problems beteiligt zu sein.

Ich weiß nicht, ob Ihr das ähnlich seht? Eure Gedanken würden mich interessieren.

Rüştü Aslandur, muslimehelfen

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