Die Zahl der Geflüchteten steigt jedes Jahr kontinuierlich an. Ende 2022 lag laut UNHCR die Zahl der durch Gewalt, Verfolgung, Krieg und Menschenrechtsverletzungen vertriebenen Menschen bei 108,4 Millionen. 108,4 Millionen Menschen, die oft schnellstmöglich von jetzt auf gleich ohne Koffer zu packen fliehen. Nicht selten werden Familien zerrissen. Oft unfreiwillig und auf einem Boot ins Ungewisse sind sie unterwegs ohne ausreichend Nahrung oder Hygieneartikel. Flucht hat verschiedene Ursachen, sei es Gewalt, Vertreibung, Hungersnot oder eine Naturkatastrophe. Viele sehen eine Flucht auch als ihre einzige Chance. Allein in Bangladesch leben laut UNHCR über 961.000 Menschen (Stand: 30.06.2023), die der ethnischen Minderheit Rohingya angehören und aus Myanmar vor Gewalt innerhalb des Landes flüchten mussten oder internationalen Schutz meistens in Nachbarländern wie Bangladesch suchen. Die
Lage in den Flüchtlingslagern weltweit ist generell ernst. Wie groß die Chance auf Besserung der Lebenssituation von Geflüchteten allgemein ist, bleibt jedoch offen. Doch es gibt immer einen Weg, um etwas gemeinsam zu bewegen und zu bewirken. muslimehelfen ist ein Hilfswerk mit jahrzehntelanger Erfahrung – gegründet 1985 – und schöpft ihre Möglichkeiten, die es dank der Unterstützung der Spenderinnen und Spender hat, um Menschen auch in Notsituationen bestmöglich zu helfen.
Um die Situation der Menschen und ihre Beweggründe für eine oft riskante Flucht besser nachvollziehen zu können, gehen wir auf die sogenannten Rohingya näher ein. Die Rohingya sind eine muslimische Minderheit in Myanmar, die zu Hunderttausenden aus ihrem Land vertrieben wurden und vorwiegend im Nachbarland Bangladesch Schutz suchen. Doch auch dort sind die Flüchtlingslager mittlerweile überfüllt und die Lebensumstände schwierig. Es kommt in den Flüchtlingsunterkünften auch oft zu Bränden, die vieles zerstören. Obwohl die Regierung von Bangladesch den Geflüchteten eine vorübergehende Unterkunft zur Verfügung stellt, begeben sich einige aus Gründen wie Zukunftssorgen oder Mangel an Arbeitsmöglichkeiten auf eine erneute Flucht. Auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen begeben sie sich aus dem Flüchtlingslager in Bangladesch auf eine riskante Reise über das Meer mit einem Holzboot, wo sie manchmal Wochen und sogar Monate verbringen mussten, bevor sie in einem der Nachbarländer strandeten. Auch nach Südostasien sind sie geflohen. Es ist keine einfache Entscheidung. Sie riskieren eine gefährliche Flucht im Indischen Ozean und fahren mit einfachen Booten aufs Meer hinaus mit der Hoffnung von einem der naheliegenden Länder wie Indonesien aufgenommen zu werden.
Im Dezember 2022 und Januar 2023 flüchteten 241 Rohingya-Flüchtlinge – darunter 22 Kinder – vom Bangladesch-
Flüchtlingslager in der Region Cox‘s Bazaar auf einfachen Holzbooten. Sie strandeten an der Küste der Aceh Provinz in Indonesien. Die Geflüchteten wurden von der lokalen Regierung in temporäre Unterkünfte untergebracht und brauchten Hilfe in der für sie unbekannten Region.
Neben einem Dach über dem Kopf benötigten die Geflüchteten ebenfalls Unterstützung in Form von Lebensmitteln und Hygieneartikeln, um ihre Grundbedürfnisse stillen zu können. An acht hintereinander folgenden Tagen bekamen 241 geflüchtete Männer, Frauen und Kinder drei Mahlzeiten, bestehend aus Reis mit Gemüse, Fisch oder Hähnchen als Beilage.
An sieben Tagen wurden außerdem jeweils 20 Kanister á 20 Liter Wasser verteilt. Zu den Hilfeleistungen gehörte ebenfalls die einmalige Verteilung von Hygiene-Artikeln an alle 241 Geflüchteten. Anhand der Aussagen der Begünstigten wurde bestätigt, wie wichtig auch Hygiene-Artikel in Hilfsleistungen sind, insbesondere für Frauen und Mädchen. Die Tragetaschen mit Hygieneartikeln bestanden aus Körperseife, Zahnpasta, Waschmittel, Sandalen, Deodorants für Männer, Damenbinden für die Frauen, Windeln für Babys, Shampoo sowie Zahnbürsten für Erwachsene und Kinder. Aufgrund eines vorteilhaften Wechselkurses konnten an zwei Tagen zusätzlich Snackpakete, bestehend aus Obst, Kuchen und Säften, an alle 241 Begünstigten verteilt werden.
Die Bereitstellung dieser Sets hatte das Ziel die persönliche Hygiene der Geflüchteten zu verbessern, die tage- oder wochenlang auf Booten unterwegs waren. Auch Krankheiten und juckende Ausschläge sollten damit vorgebeugt werden. Zakatfinanzierte Projekte wie diese tragen somit dem Wohlbefinden und der Würde der Menschen bei. Insbesondere bei der täglichen Essensausgabe, wurde mit der Dorfverwaltung und der Gastgemeinde zusammengearbeitet.
Dies ist eine schöne Geste und zeugt von Respekt. Die Mahlzeiten wurden dabei von der lokalen Gemeinde gekocht und teilweise auch verteilt, wofür sie auch vergütet wurden. Dies ist sinnvoll, um etwaige Spannungen zu vermeiden sowie die Beteiligung der Gastgemeinde zu fördern und eine Verbindung zwischen Gastgemeinde und den Geflüchteten aufzubauen. Dieses Nothilfeprojekt wurde alhamdulillah im Ramadan letzten Jahres dank der Unterstützung unserer Spenderinnen und Spender erfolgreich umgesetzt.