Wir leben in Zeiten und Gesellschaften, in denen Jahrtausende alte religiöse Praktiken der monotheistischen Religionen, denen Milliarden Anhänger auf der Welt folgen, in Frage gestellt werden. Es werden sogar hitzige Diskussionen geführt, ob manche dieser Praktiken unter Strafe gestellt werden sollten. Für die Befürworter der Verbote und Einschränkungen gelten nur ihre eigenen Denkweisen und ihr Selbstverständnis. Wer selbst keinen Bezug zu Geistigem oder zu seinem Schöpfer in seinem Leben sieht, wird auch kaum die wahre Verbindung des Schöpfers zu Seinen Geschöpfen erfassen.
Trotz unterschiedlicher Positionen und Lebensvorstellungen leben wir alle gemeinsam in einer Gesellschaft. Nicht nur deswegen ist es ratsam, dass wir versuchen uns gegenseitig zu verstehen. Die Verantwortung unseren Mitmenschen den Islam und die daraus folgende Lebensweise zu erklären ruht auf unseren Schultern. Wenn wir diese wichtige Aufgabe vernachlässigen, werden die fehlenden Informationslücken andere schließen – womöglich dann vielleicht diejenigen, die uns nicht wohlgesonnen sind!
Wir erwarten in diesen Tagen das Opferfest, das mit der Wallfahrt nach Mekka und dem Schächten eines Opfertieres in Bezug steht. Die Wurzeln dieser religiösen Praxis gehen auf die Ursprünge der Menschheit zurück. Der Koran berichtet, dass die beiden Söhne Adams ein Opfertier darbrachten (Koran, 5:27). Die Geschichtsbücher überliefern, dass sich Adam und Havva auf der Ebene von Arafat trafen. Dort, wo sich auch heute noch die Pilger während der Wallfahrt hinbegeben.
So ist es erstaunlich, welch historische Bedeutung dieses Ereignis in der Menschheitsgeschichte besitzt und welche Dimension mit dem Ort (Arafat, Mekka) und dem Ritus (Darbringen eines Opfertieres) sich dem Gläubigen dadurch eröffnet: Allah so anzubeten wie die ersten Gottergebenen und sich als letztes Glied der Kette in diese Reihe einzufügen. Den Vorhang der Zeit zur Seite zu schieben und den Fußspuren Ibrahims, Ismails und Muhammads (der Friede und der Segen auf ihnen allen) zu folgen. Dieser Bezug macht uns der Dimension bewusst, in der wir diese Riten und Ibadaat erleben. Was ist hier demnach der Kern der Gottesdienste? Es ist unzweifelhaft die Annäherung zu Allah (Qurban) und Gottesfurcht (Taqwa)!
Selbstverständlich geht es bei der Pilgerfahrt (Hadsch) nicht um historische Sehenswürdigkeiten oder Tourismus, genauso wie es bei der Opferung eines Tieres zu dieser Zeit nicht um Fleisch oder Blut geht (Koran, 22:37). Die islamischen Riten und Ibadaat sind ein Mittel, um sich Allah anzunähern: „…So bittet Ihn um Vergebung, hierauf bereut vor Ihm. Mein Herr ist nahe und erhört (die Gebete).“ (Koran, 11:6). Die Nähe zu Ihm bedeutet Seiner Gunst, Seiner Gnade, Seiner Vergebung, Seiner Zufriedenheit und Seiner Liebe würdig zu sein. Das Opfern eines Tieres für Allah besitzt dieselbe Grundbedeutung und macht es zu einer ernsthaften Gabe und zu einem außerordentlichen Gottesdienst, ebenso wie die Wallfahrt nach Mekka.
All dieser Dinge sollten wir uns bewusst werden und diese darüber hinaus unseren Mitmenschen aus den eingangs genannten Gründen erklären.