Sogenannte Load Sheddings – „kontrollierte“ Abschaltungen des Stromnetzes – sind in vielen Entwicklungsländern eine häufige Erscheinung, die hauptsächlich auf Probleme in der Infrastruktur und im Energiemanagement zurückzuführen sind.
2023 bedeutete für Bangladesch die schlimmste Energiekrise seit 2013 und steht insbesondere mit Schwierigkeiten bei der Bezahlung von Treibstoffimporten aufgrund des Rückgangs an Devisenreserven in Zusammenhang. Die Treibstoffknappheit führte darüber hinaus zur vorübergehenden Stilllegung mehrerer Kraftwerke.
Ab April 2023 kam es außerdem zu einer rekordverdächtigen Hitzewelle in vielen asiatischen Ländern, darunter auch in Bangladesch. Mitte April erreichten die Temperaturen in Dhaka einen Höchststand von über 40 Grad Celsius und führten zu einem Schmelzen der Straßenoberflächen. Anfang Juni kletterte das Thermometer gar über 41 Grad Celsius.
Durch die Stromausfälle wurden Menschen aus ohnehin wirtschaftlich schwierigen Verhältnissen zusätzlich belastet. Längere Arbeitszeiten bei schlechtem Licht, erhöhte Gesundheitsrisiken durch oft unsichere Energiequellen und ein beeinträchtigter Zugang zu Bildung waren nur einige der Folgen.
Unter dem Projektnamen Home Energy Assistance gab muslimehelfen im Zeitraum vom ersten August bis zum 30. September 2023 wiederaufladbare Ventilatoren und LED-Leuchten an 304 Familien aus.
Die Folgen der teilweise durch die Regierung herbeigeführten Stromsperren waren weitreichend. So kam es durch die Hitzewellen zur Schließung von Grundschulen. Die Stromausfälle fanden vorrangig in den frühen Morgenstunden und späten Abendstunden statt. Familien und kleine Unternehmen klagten über unangekündigte Stromausfälle, die bis zu zwölf Stunden andauerten.
Dies zog gravierende Auswirkungen nach sich, die vor allem Menschen aus sozioökonomisch benachteiligten Verhältnissen betrafen. Grundlegende Aktivitäten wie Kochen und Lernen mussten im Dunkeln oder gar bei Kerzenlicht durchgeführt werden. Es kam zu großen Produktivitätseinbußen; das Betreiben von Ventilatoren war nicht mehr möglich und auch das Licht konnte nicht mehr genutzt werden. Für Schüler wurde das Lernen unter den widrigen Bedingungen zur Herausforderung, Eltern waren nicht mehr in der Lage zu arbeiten. Dringend notwendiges Einkommen entfiel und bedeutete für die meist unter der Armutsgrenze lebenden Menschen eine zusätzliche Bedrohung ihrer Existenz.
Ein weiterer Faktor kam erschwerend hinzu: Aufgrund der hohen Nachfrage und der damit verbundenen rasant steigenden Preise wurden Ventilatoren zusehends unerschwinglich.
Ziel war es, eine möglichst nachhaltige Lösung zu implementieren, die den Menschen vor Ort schnelle Erleichterung verschaffen und gleichzeitig ihre wirtschaftliche Eigenständigkeit fördern würde.
Mit den wiederaufladbaren Ventilatoren und LED-Leuchten wurde sichergestellt, dass die betroffenen Menschen auch während der Stromausfälle die Möglichkeit hatten, ihren Tätigkeiten nachzugehen.
Der Projektpartner von muslimehelfen verteilte in diesem Zuge wiederaufladbare Ventilatoren und LED-Leuchten in den Distrikten Moulvibazar und Kushtia.
Um den konkreten Bedarf vor Ort zu eruieren und die Begünstigten zu identifizieren, führte das Projektteam Umfragen und Interviews in den Gemeinden durch. 304 Familien erhielten daraufhin Gutscheine, die bei der Ausgabe durch Freiwillige unserer Partnerorganisation überprüft wurden.
Die Familien sind unter anderem als Teepflücker, Tagelöhner oder Weber tätig. Ein erheblicher Teil steht in keinem geregelten Beschäftigungsverhältnis, wodurch die wirtschaftliche Situation zusätzlich verschärft wird. Das sehr begrenzte.
Einkommen deckt zumeist nicht einmal die Grundbedürfnisse. Weil die Begünstigten aus sozioökonomisch benachteiligten Verhältnissen stammen und in der Regel unterhalb der Armutsgrenze leben, bleibt ihnen auch der Zugang zu Dienstleistungen wie Gesundheitsversorgung, sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen verwehrt.
Schlechte Wohnverhältnisse führen außerdem zu einer ohnehin unzuverlässigen Stromversorgung.
Lokales Fachpersonal übernahm die Montage der wiederaufladbaren Ventilatoren. Zusammen mit den LED-Leuchten wurden die Ventilatoren durch lokale Freiwillige zu den ausgewählten Standorten transportiert und dort verteilt. Die Begünstigten unterzeichneten den Erhalt mittels Unterschrift.
Gleichzeitig sind die wiederaufladbaren Ventilatoren und LED-Leuchten energieeffizient und verbrauchen deutlich weniger Strom. Beim Einkauf durch unseren Partner vor Ort wurde zudem sichergestellt, dass die Produkte hochwertig waren.
Ziel war es, die Lebensqualität der Begünstigten nachhaltig zu verbessern und Linderung vor der Hitze zu verschaffen. Kindern wurde so das Lernen ermöglicht, Eltern konnten auch in den Abendstunden ihren Tätigkeiten nachgehen und auf diese Weise das Einkommen sicherstellen oder sich weiteren Aktivitäten widmen.
Mit dem Projekt konnte muslimehelfen die Lebensbedingungen von 304 Familien verbessern. Dies verbesserte nicht nur die wirtschaftliche Situation der Begünstigten selbst, sondern wirkte sich auch positiv auf die gesamte Gemeinschaft aus.
Khaleda, eine 30-jährige Mutter zweier Töchter, erzählt, wie sie und ihre Familie von dem Projekt profitiert haben:
„Assalamu alaikum. Zunächst möchte ich mich bei der Spenderorganisation muslimehelfen bedanken, die meine Familie mit einem wiederaufladbaren Ventilator und einem Licht unterstützt. Mein Mann ist Tagelöhner und ist aktuell sehr krank. Wir haben kein eigenes Haus. Wir wohnen als Mieter in einem Haus. Meine Töchter lernen in der Schule. Sie lernen jetzt zwischen drei und vier Stunden pro Abend, mit wiederaufladbarem Ventilator und Licht während des Stromausfalls, was früher nicht möglich war. Wir sind jetzt alle sehr glücklich. Wir haben von diesem Projekt sehr profitiert. Möge Allah diejenigen segnen, die uns mit diesen wiederaufladbaren Ventilatoren und Lichtern geholfen haben. Amin.”
Mithilfe der Spenden konnte der Alltag während der hohen Temperaturen erträglicher gestaltet werden.
Dies resümierte auch Tulshi Rani Mollik, eine 35-jährige Witwe mit drei Kindern:
„Namaskar an alle. Mein Name ist Tulshi Rani Mollik und ich bin Witwe. Mein Mann war als Tagelöhner tätig. Er ertrank und starb vor etwa zwei Jahren. Ich habe drei Söhne und sie sind Waisen. Ich habe kein eigenes Haus. Ich lebe mit meinen drei Kindern in einer Unterkunft, die mir dank der Gnade anderer zur Verfügung gestellt wurde. Derzeit schaffe ich es, meine Kinder durch Betteln mit Essen zu versorgen. Alle meine drei Söhne besuchen öffentliche Schulen. Früher konnten sie wegen häufiger Stromausfälle nicht richtig lernen. Wir freuen uns sehr über den Ventilator und die Lampe. Jetzt lernen meine Kinder bequem zu Hause. Möge Gott Sie alle für diese Hilfe segnen.”
Die Energiekrise in Bangladesch stellt eine massive Herausforderung für das Wohl und die Entwicklung der Bevölkerung dar. Dennoch zeigen einfache und innovative Lösungen wie Ventilatoren und LED-Leuchten, wie gezielte Interventionen die Lebensqualität armer Menschen erheblich verbessern können. Familien können nicht nur in ihrem täglichen Leben entlastet werden, sondern auch langfristig profitieren.
Dieser Ansatz, der sowohl die Energieproblematik als auch die wirtschaftlichen Bedürfnisse berücksichtigt, kann ein wegweisendes Modell für nachhaltige Entwicklung inmitten von Ressourcenknappheit darstellen.