Von Nadya Moussa
Nach der Schule ist vor der Schule; zumindest wenn man keine Ausbildung in einem Beruf hat. Denn wer findet heute schon als ungelernter Arbeiter eine Stelle, die ausreicht? Mit einem Mal ist man erwachsen und hat plötzlich Pflichten. Plötzlich sieht man, wie seine Eltern all die Jahre ums Überleben gekämpft haben. Und man versteht, warum man all die schönen Dinge nicht haben konnte.
Plötzlich müssen Rechnungen bezahlt werden: die Miete, Lebensmittel, Kleidung, die Schulgebühren der jüngeren Geschwister. Irgendwann möchte man heiraten, eine Familie gründen. Wie überzeugt man den auserwählten Schwiegervater, dass man der oder die Richtige ist, wenn niemand gut genug ist? Und dann ohne Einkommen, ohne Aussichten auf ein geregeltes Einkommen und vor allem ohne Beruf?
Junge Menschen haben diese innere Ruhe meist nicht. Ihnen fehlt oft das Vertrauen, dass es immer einen Ausweg gibt. Sie verzweifeln schnell und stürzen ab. Wenn sie dann erst gefallen sind, ist es sehr schwer für sie, sich wieder in die Gesellschaft einzugliedern. Die Straße ist ein gefährliches Pflaster, das niemandes Zuhause ist.
Das könnte überall auf der Welt sein. In Ruanda, genauer gesagt in Kigabiro im Nordosten des Landes, ist jetzt alhamdulillah ein Berufsbildungszentrum entstanden. Nach der Schule machen Jugendliche eine Ausbildung im technischen oder sprachlichen Bereich, werden Klempner oder Elektriker. Dann sind sie jemand und können sich selbst etwas aufbauen, statt nur als ungelernte Arbeitskräfte von einem Taglöhner-Job zum nächsten zu wandern. Sie können sich wieder blicken lassen bei ihrer Familie, Freunden und Nachbarn. Und sie haben die Chance auf ein halal erwirtschaftetes Einkommen ganz ohne Diebstahl, Einbruch oder Prostitution.