„Es gab nichts, was uns wärmen konnte…“

Kashfa Malik

Steigende Heizkosten in Deutschland erschweren den anstehenden Winter und stellen eine starke finanzielle Mehrbelastung für private Haushalte dar – insbesondere für die Einkommensschwächeren, die einen großen Teil ihres Einkommens für Energiekosten aufwenden. 

Ständige Sorgen um die Heizmöglichkeiten und die Angst vor Kälte sind jedoch seit Jahren Realität für den Großteil der Bedürftigen aus unseren Projektländern. Unsere Partner berichten, dass Güter wie Decken in bestimmten Regionen zu Luxusgütern geworden sind. Folglich ist die Winterhilfe, die muslimehelfen seit Jahren in verschiedenen Projektländern leistet, eine besonders große Hilfe in kritischen Zeiten. 

Auch in 2021 und Mitte 2022, konnte Winterhilfe dank großzügiger Spenden erfolgreich umgesetzt werden. Dafür wurden 163.159 € aufgewendet. Die Not von 5.883 bedürftigen Familien aus Albanien, Bangladesch, Indien, Nepal, Simbabwe, Südafrika und Ukraine konnte gelindert werden.  

Es wurden neun Projekte umgesetzt und insgesamt 5.668 Decken, 85 Jogginganzüge für Kinder, 150 Trainingsanzüge für Kinder, 3.000 Schals für Frauen, 1.893 Pullover, 1.893 Wollmützen, 1.550 Paare Handschuhe und 65 Tonnen Kohle ausgegeben. Zudem wurden 6.250 kg Mehl, 750kg Zucker, 500 Liter Speiseöl, 1 Tonne Reis, 1 Tonne Nudeln, 50kg Salz und 250kg Kekse an Lebensmitteln finanziert, um den Betroffenen den Winter zu erleichtern. 

Ein Teil der genannten Hilfsgüter wurde in den Armenvierteln der Distrikte Dharwad und Belgaum in Indien verteilt. Unsere Partner vor Ort berichten, dass der Großteil der Begünstigten unterhalb der Armutsgrenze lebt und ein Teil ohne Arbeit ist. Einige arbeiten als Tagelöhner auf dem Feld, als Hausangestellte in privaten Haushalten, andere als Tagelöhner in Fabriken, die letztes Jahr aufgrund der Pandemierestriktionen geschlossen hatten. Somit fehlten Mittel für den täglichen Bedarf. Die Begünstigten verdienen durchschnittlich 100 indische Rupien, was mit dem heutigen Wechselkurs umgerechnet ungefähr 1,25 € beträgt. (Stand 13. Oktober 2022) Das Geld reicht nicht aus, um eine acht- bis neunköpfige Familie zu versorgen. Auf Rücklagen können sie auch nicht zurückgreifen. Folglich fehlen Mittel für warme Kleidung, Decken oder Heizkosten. 

Um Heizkosten zu sparen, sollte ein Haus generell über eine gute Isolierung verfügen. Sie sorgt dafür, dass im Sommer die Hitze nach außen befördert wird und im Winter, der Wärmestrom verlangsamt wird, um die Wärme im Haus beizubehalten. Für eine optimale Isolierung des Hauses müssen jedoch entsprechende Produkte erworben werden, die sich bedürftige Haushalte nicht leisten können.

Indien: Winterhilfe bereitet der Familie von Shivaji eine große Freude.

Die Wohnsituation in den Armenvierteln ist schwierig, so wie die der Familie von Shivaji aus dem Distrikt Dharwad in Indien. Shivaji wohnt zusammen mit seiner Frau, seinen zwei Töchtern und seinem Sohn in einer kleinen Hütte. Bei ihrem Bau wurde beschädigtes Blech und Lehm für die Wände benutzt. Die Familie berichtet, dass die Wohnbedingungen sehr schlecht sind. Die Hütte hat Risse in den Wänden und Löcher im Dach, was den Sommer und den Winter unerträglich für sie macht. Vor allem im Winter geht sehr viel Energie verloren, da Wärme steigt und durch das Dach entweicht. Entsprechende Hilfsmittel für den Winter kann sich die Familie jedoch nicht leisten. Wie auch, wenn Shivaji, der Alleinverdiener der Familie, als Tagelöhner arbeitet. Er stellt Schmuck her und verkauft ihn auf dem Markt. Die Preise für Schmuck aus Metall sind sehr niedrig. Ein Ring kostet 5 Rupien – das sind umgerechnet etwa 6 Cent. Da der Familie die Mittel fehlen für Decken und entsprechende Winterkleidung, macht ihnen die Kälte besonders zu schaffen. Regenfälle und die extreme Kälte wirken sich negativ auf ihre Gesundheit aus. Sie haben mit Erkältungen und einem Mangel an Lebensmitteln zu kämpfen. Vor allem Shivaji ist betroffen, der sich in den kalten Stunden morgens für die Arbeit fertig macht. Er erzählt: „In diesem harten Winter muss ich jeden frühen Morgen zur Arbeit gehen. Ich habe keine vernünftige Kleidung, die mich schützt. Wir haben mit vielen Problemen in unserem Alltag zu kämpfen wegen der fehlenden, warmen Winterkleidung. Ich werde die letzte Nacht nicht vergessen, weil es sehr kalt war. Es gab nichts, was uns wärmen konnte. Meine Kinder haben gezittert im Schlaf.“   

Folglich war die Ausgabe von Decken, Pullovern, Wollmützen und Handschuhen eine besondere Erleichterung für die betroffenen Familien. Die Familie von Shivaji bedankt sich für die Hilfsgüter: „Diese warme Decke, der Pullover, die Handschuhe und Wollmütze werden uns dabei helfen, den harten Winter zu überleben. Ich danke den Spendern von muslimehelfen. Möge Allah sie für alles belohnen und ihr Vermögen vermehren, damit sie den Bedürftigen weltweit beistehen können.“ 

In einer ähnlich prekären Wohnsituation befinden sich die Rohingya in Cox´s Bazar in Bangladesch. Über eine Million Rohingya sind in 32 Camps in Cox’s Bazar untergebracht. Sie sind vor der Gewalt in Myanmar geflohen. Die Camps sind überfüllt und der Bedarf an Nahrung, Kleidung, Unterkunft, sauberem Wasser und Gesundheitsfürsorge ist sehr groß. Zu den dringlichsten Bedürfnissen gehören die Unterkünfte, welche anfällig sind für Fluten und Erdrutsche und oft wieder aufgebaut werden müssen. Als Übergangslösung werden die Menschen in provisorischen Unterkünften untergebracht.

Laut dem UNHCR beträgt die Durchschnittstemperatur in den Camps im Januar 15 Grad. Obwohl die Temperatur vergleichsweise zu anderen Regionen moderat ist, sind die Rohingya dennoch aufgrund des Mangels an adäquater Kleidung sowie Isolierung der Unterkünfte gefährdet. Vor allem sind die Nächte sehr kalt, wie Nur (58) erzählt: „Assalamu alaikum. Ich lebe in diesem Flüchtlingslager. Es ist nachts sehr kalt. Es ist sehr schwierig in der Nacht ohne eine gute Decke zu schlafen. Heute bin ich sehr glücklich darüber, eine Decke und einen Schal von eurer Organisation zu erhalten. Die Hilfsgüter werden unsere Not im Winter stark lindern und uns vor Krankheiten beschützen. Möge Allah diejenigen segnen, die uns mit Winterhilfe unterstützt haben. Amin.“ 1500 bedürftige Rohingya-Familien konnten über die Winterhilfe mit jeweils einer Decke und einem Schal für Frauen versorgt werden. Da durch den Zustrom der Rohingya-Flüchtlinge die Lebensgrundlage der Gastgemeinden stark beeinträchtigt wird, wurden auf behördliche Anweisung auch die gleichen Hilfsgüter an 500 einheimische Familien verteilt. 

Bangladesch: Decke und Schal erleichtern den Winter in Cox ́s Bazar

Neben der Isolierung beziehungsweise der Konstruktion der Unterkünfte von Bedürftigen spielt auch die geografische Lage eine wichtige Rolle – wie die Lage der Unterkünfte von bedürftigen Familien aus den Distrikten Sirajganj, Naogaon und Moulvibazar im Norden Bangladeschs. Der nördliche Teil von Bangladesch liegt in den Gebirgsausläufern des Himalaya und wird jährlich von einer massiven Kältewelle getroffen. Vor allem die Monate Dezember bis Februar sind sehr hart. Die Bevölkerung in dieser Region verdient durch die Landwirtschaft ihren Lebensunterhalt, der jedoch stark beeinträchtigt wird durch das Eintreten von Wirbelstürmen, Dürre, Flusserosion und Überschwemmungen. Infolgedessen bleiben sie arm. Die staatliche Hilfe reicht nicht aus für die Finanzierung von Winterkleidung.

Der schlechte Zustand ihrer Wohnungen verschlimmert die Situation. Um den Winter zu überstehen, tragen manche Bedürftige abgetragene Kleidung, wie die 53-jährige Fatema aus Naogaon: „Ich arbeite als Hausangestelltin in privaten Haushalten und versorge meine dreiköpfige Familie mit den Mitteln, die ich verdiene. Mein Ehemann ist vor zwei Jahren verstorben. Wir besitzen keine Winterkleidung von guter Qualität. Wir benutzen alte, abgetragene, warme Kleidung, die wir von den Haushalten bekommen haben, für die ich arbeite. Heute bin ich sehr glücklich darüber, zwei neue, warme Winterartikel von eurer Organisation zu erhalten. Wegen der warmen Decke und des Schals werden wir im Winter keine Sorgen mehr haben. Ich bete zu Allah für das Wohlbefinden von denjenigen, die uns mit dieser warmen Kleidung im Winter unterstützt haben. Möge Allah euch mit Stärke segnen, mehr Menschen in Not beizustehen.“ 1000 bedürftigen Familien aus der Region konnte damit der Winter erleichtert werden.

Bangladesch: Winterhilfe im Norden Bangladeschs sorgt für lächelnde Gesichter

Auch Bedürftige aus Kathmandu erleben einen harten Winter aufgrund der geografischen Lage. Kathmandu ist die Hauptstadt Nepals und befindet sich in einem Tal inmitten des Himalaya. Die Partner berichten, dass die Temperaturen im Winter bis zu 0 Grad fallen. Die Tage sind warm, in der Nacht und am Morgen herrscht eine klirrende Kälte, die Bedürftige ertragen müssen, da sie sich keine Winterkleidung leisten können. Die Partner erzählen, dass es den Bedürftigen sehr schwerfällt, ihre Arbeit bei der Kälte auszuführen. Wenn sie jedoch nicht arbeiten, verdienen sie kein Geld und können folglich ihre Grundbedürfnisse nicht decken. Hinzu kommt, dass sie aufgrund der vorherrschenden Kälte nicht ausreichend Schlaf erhalten, wodurch ihre Arbeitsleistung am nächsten Tag negativ beeinflusst wird. Die Bevölkerung steht gegenüber großen Schwierigkeiten. Durch die Pandemie und die Ausgangsbeschränkungen haben viele Bedürftige ihre Arbeit verloren. Mittel für Winterkleidung fehlen.

Folglich war die Verteilung von Decken, Pullovern und Wollmützen eine große Hilfe, wie die 15-jährige Cunnia aus Kathmandu erzählt: „Ich wohne mit meiner Mutter und zwei jüngeren Schwestern zusammen. Mein Vater ist jung in Folge eines Unfalls gestorben. Meine Mutter hat Probleme mit ihren Augen. Wir leben in einer kleinen Hütte am Ufer eines Flusses, weshalb wir frieren. Ich sammle Müll und verkaufe ihn an Läden. Das ist unsere einzige Einkommensquelle. Es war viel einfacher für uns, als mein Vater noch am Leben war. Ich muss Geld sparen und meine Mutter behandeln lassen. Der Arzt hat uns eine Augenoperation empfohlen. Die warme Kleidung bedeutet uns so viel!“. Wenn Geld für medizinische Behandlungen zur Seite gelegt wird, bleiben keine Mittel für warme Winterkleidung übrig. Bei dieser Winterhilfe wurden 343 bedürftige Familien berücksichtigt, darunter Bettler, Müllsucher, Fabrikarbeiter, Reinigungskräfte, Tagelöhner, Waisen und Menschen mit Behinderungen.

Nepal: Freudige Momente der Winterhilfe

Neben Decken und Winterkleidung wurde über die Winterhilfe auch Heizmaterial wie Kohle verteilt. 65 bedürftige Familien aus Dörfern rund um Novoalekseevka und Ginichesk in Kherson in der Ukraine wurden mit jeweils einer Tonne Kohle versorgt. Für die Winterzeit benötigt eine Familie durchschnittlich 1-1,5 Tonnen Kohle, um damit kochen und heizen zu können. Dabei stellt der Ofen das Zentrum beziehungsweise den Treffpunkt der Familie dar, da er die einzige Wärmequelle im gesamten Haushalt im Winter ist. Bei den Bedürftigen handelt es sich primär um Binnenflüchtlinge, die infolge der Kämpfe in der Ostukraine und der Besetzung der Krim geflohen und in einfachen Holzhäusern in Dörfern und Städten untergekommen sind. Ihre wirtschaftliche Situation ist schwierig und sie erhalten zudem keine staatliche Unterstützung. Folglich war die Versorgung der Familien mit Kohle eine besondere Erleichterung.

Ukraine: Winterhilfe in Form von Kohle

Weitere Winterhilfe wurde im Juni und Juli 2022 auf der Südhalbkugel geleistet. Während wir in Deutschland zu der Zeit warme Temperaturen erleben, haben in Südafrika und Simbabwe die Temperaturen ihren Tiefpunkt erreicht. Der Winter ist ungefähr von Juni bis August. Zu den sinkenden Temperaturen kommen in Südafrika noch Starkregenfälle und heftige Winde dazu. Die Partner aus Südafrika berichten, dass Decken zu Luxusgütern geworden sind, die sich Bedürftige nicht leisten können. Daher wurden insgesamt 400 Decken an Familien mit geringem oder gar keinem Einkommen, an Witwen sowie Familien mit Waisen und Migranten ausgegeben.  

Auch in Simbabwe wurden Decken ausgegeben, die Alte, Menschen mit Behinderungen, Witwen sowie chronisch Kranke erhalten haben. Sie sind in der Regel im informellen Sektor und in der bäuerlichen Landwirtschaft tätig oder auf die Hilfe der Kinder oder anderer Familienmitglieder angewiesen. Zusätzlich wurden 150 Trainingsanzüge an Waisenkinder sowie gefährdete Kinder verteilt.  

Die 40-jährige Kulaiti aus Harare, Simbabwe bedankt sich für die geleistete Hilfe:

„Dieses Projekt hat uns sehr geholfen. Wir sind sehr glücklich und wir danken euch vielmals. Möge Gott euch segnen und euch Gesundheit schenken. Gepriesen sei Gott, diesen Winter können wir uns wärmen. 

Südafrika: Ausgabe von Decken bereitet Bedürftigen aus Südafrika eine Freude
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