Wir sind euer Auge, euer Ohr und eure Stimme, wenn wir Länder bereisen, in denen wir Hilfsprojekte durchführen. Ihr könnt so „mit unseren Augen sehen“, dass die Hilfe an den richtigen Ort, zu den richtigen Menschen und auf die rechte Art und Weise ankommt. Die Projekte von muslimehelfen werden allesamt in Deutschland geplant und koordiniert. Damit bleibt der gesamte Projektablauf in unserer Hand, was den Qualitätsstandard der Projekte erhöht. Vielleicht macht muslimehelfen auch hier einen Unterschied. Über unsere Projekte berichten wir in der muslimhelfen-Zeitung (mhz), auf unserer Webseite und mit Präsentationen bei Veranstaltungen vor Ort.
Wir sprechen bei unseren Begegnungen stets von eurer Verbundenheit mit den Bedürftigen und von eurer Solidarität, wenn sie in Not sind und Hilfe benötigen. Sie freuen sich auch über den „Salam“, den wir ihnen von euch überbringen.
Die Eröffnung des Waisenzentrums in Rumonge (Burundi) war der Hauptanlass unserer Reise. Aycan aus Dortmund, Malek Michele aus Essen und ich selbst flogen deswegen Ende September nach Burundi. Aycan ist Repräsentant des Dortmunder Selam e.V.. Die Geschwister von Selam e.V. unterstützen seit mehr als fünf Jahren mit größere Spendensummen, die sie bei einem „Waisenpicknick“ sammeln, die Waisenprojekte bei muslimehelfen. Und Malek Michele ist unser Ansari (Ehrenamtlicher) im Ruhrpott, der in hervorragender Weise, seit nahezu zehn Jahren, mh auf Veranstaltungen vertritt und selbst welche initiiert und durchführt.
Neben den Besuchen der Projekte in Burundi konnte ich mir alhamdulillah mit einem kurzen Abstecher ins kongolesische Grenzgebiet noch einen Eindruck über die vor kurzem begonnene Hilfe machen.
Es sind starke und bewegende Eindrücke, die wir drei nach Deutschland mitnehmen konnten (s. auch die Beiträge dazu von Malek Michele und Aycan).
Sowohl die Schwere der Armut, als auch ihr Ausmaß, hat uns bei unserem dortigen Aufenthalt stark mitgenommen: Kinder, Jugendliche und Mütter mit Babys oder Kleinkindern, die auf der Straße leben und durch Betteln „überleben“ müssen, Menschen in Lehmbehausungen in den städtischen Slums und arme Landbauern in einfachen Unterkünften aus Bambus, die so ihr Dasein fristen. Zehntausende – ja Hunderttausende- Menschen, die mit solch einem Schicksal leben müssen. Eindrücke, die uns nicht so einfach aus dem Kopf gingen. Manchmal denkt man sich: „Ist unsere Hilfe nicht bloß ein Tropfen auf dem heißen Stein? als der Ausdruck einer Ohnmacht. Trotz diesem Gefühl der Ohnmacht bleibt bei dem Anblick dieser Armut ein starker Wille helfen zu müssen.
Im Folgenden exemplarisch ein Ereignis auf unserer Reise, dass unsere Gedanken und Gefühle aufwühlte: Als wir einmal frühmorgens mit Bruder Malek unterwegs waren, fiel uns auf dem Bürgersteig eine Frau mit zwei kleinen Kindern auf. Sie saß dort, da sie offensichtlich – wie viele andere – kein Zuhause besaß. Sie bettelte nicht und war nicht aufdringlich. Sie saß mit ihren Kindern einfach nur erschöpft und traurig auf dem Bürgersteig. Ihr Schicksal stand ihr ins Gesicht geschrieben (ich ringe mit meinen Tränen, als ich diese Zeilen schreibe und das Bild dieser armen Frau mit ihren kleinen Kindern vor meinen Augen lebendig wird). Mein Begleiter steckte ihr ein paar Dollar zu, wir sprachen Bittgebete für sie und verließen sie mit ihren Kindern emotional bewegt in Richtung unserer Unterkunft, die nur einige Meter von dort entfernt war. Michele fielen die Spielsachen ein, die er aus Deutschland mitgebracht hatte. Er holte sie und ging weg, um sie den kleinen Kindern zu bringen. Kurz darauf kam er innerlich aufgewühlt wieder zurück und begann zu berichten, warum er so in Aufregungen geraten war: Ein Dieb hatte uns beobachtet. Denn nachdem wir von der Frau mit den Kindern weggegangen waren, hatte der Dieb der Frau die Dollarscheine entrissen, die mein Begleiter ihr gegeben hatte. Zum Glück wurde er gleich gefangen und das Geld wurde wieder an die Frau ausgehändigt. Die Polizei kümmerte sich um den Fall und es fanden sich Leute, die der Mutter halfen das Geld in einheimische Währung zu wechseln. Das Ganze ist deswegen so tragisch, weil der junge Dieb wahrscheinlich auf der Straße lebt und selbst auf Hilfe angewiesen ist.
Trotz diesem Gefühl der Ohnmacht, dass „nur“ wenige tausend Menschen in Burundi und Kongo von den Projekten von muslimehelfen begünstigt werden können, bedeutet jeder Cent der Hilfe für den einzelnen Begünstigten Hilfe zum Überleben, die Überwindung des Hungers oder für die Waisenkinder eine Zukunft mit Hoffnung. Die Unterstützung würde sicherlich auch Sinn machen, wenn „bloß“ einem Menschen geholfen wäre (s. Koran 5:32) – dies ist zunächst unabhängig davon, wie man den restlichen Millionen Menschen aus der Armut heraushelfen kann.
Eines der Waisenkinder, die mit ein wenig mehr Zuversicht und Hoffnung in die Zukunft schauen kann, ist Nana. Sie ist ein Mädchen, das wir schon seit ihrem siebten Lebensjahr unterstützen und dessen Schicksal wir ein wenig näher kennen. Nana trägt seit ihrer Geburt den HIV-Virus in sich. Gerade auch deshalb liegt uns ihr Wohlergehen besonders am Herzen. Wir versuchen sie auf unseren Burundi-Reisen zudem immer wieder zuhause zu besuchen, um einen Eindruck über ihre persönlichen Lebensverhältnisse zu erhalten und freuen uns, dass sie trotz ihrer Krankheit und schwieriger Lebensumstände ein lebensfrohes Mädchen geblieben ist. Alleine für Nana würde sich der Aufwand der Hilfe lohnen. [Bild der 14 jährigen Nana]. Nana lebt seit dem Tod ihrer Eltern bei ihrer Tante, die weitere 16 (!) Waisenkinder in ihrem Haus beherbergt. Es ist wirklich erstaunlich wie standhaft und geduldig diese Menschen ihr schwieriges Leben zu meistern versuchen. Alhamdulillah, dass sich für Nana und andere Waisenkinder unser Projektpartner „Orphans Care Burundi“ in Bujumbura kümmert.
Großen Respekt, ja fast Bewunderung rangen uns auf unserer Reise gerade diese Projektpartner und ihre Mitarbeiter ab.
Als ich vor etwa zwei Jahren das erste Mal nach Burundi kam, war ich von der Arbeitsorganisation und effektiven Umsetzung der Spenden in Form von Hilfsprojekten beeindruckt. Hussein Sulemani, der unsere Partnerorganisation „Orphans Care“ leitet, hatte uns überzeugt, wie man mit einfachen und relativ knappen Mitteln Großartiges für die Waisen und ihre Angehörigen leisten kann. Beim Besuch vor zwei Jahren war das Waisenzentrum in Bujumbura noch im Rohbau: Dennoch konnte man in diesem Projektabschnitt die spätere hohe Qualität des Projekts erahnen.
Der Eindruck der fertiggestellten muslimehelfen-Primary-School, die etwa seit einem Jahr in Betrieb ist, war für uns drei Angereiste aber nun im wahrsten Sinne überwältigend. Ohne Übertreibung kann man sagen, dass durch die Spender von muslimehelfen eine „Eliteschule“ für mittellose Waisenkinder betrieben wird. Das Gebäude, die hygienischen Zustände, die gesamte Organisation, das Engagement und die Qualifikation der Lehrer und Mitarbeiter, das Schulmaterial, die Disziplin und das gute Benehmen der Schüler usw.- all die positiven Eindrücke, die nicht so einfach in Worte zu kleiden sind.
Die Freude und die Zufriedenheit der Kinder war aber das Schönste für uns. Als wir dann noch die Waisen mit kleinen Geschenken, die Bruder Aycan für sie mitgebracht hatte, erfreuen konnten, war der Tag „Sonnenschein ohne Wolken“ für sie.
Bei unserem Aufenthalt in Rumonge, als wir die Eröffnungsfeier des zweiten Waisenzentrums miterleben durften, empfanden wir wiederum große Genugtuung darüber, was für eine großartige Hilfe die Spenden für die Waisen durch muslimehelfen leisten können: Eine hervorragende Schulausbildung wie z.B. Unterricht in angemessenen Schulräumen, die von engagierten und qualifizierten Lehrern erteilt wird. Zudem gibt es dort ausreichend Nahrung und Platz, das eine positive Entwicklung der Kinder fördert.
Zwei Einrichtungen in Burundi, die neu eröffnete Al-Aqsa-Schule in Rumonge, und auch die muslimehelfen-Primary-School in Bujumbura können nun das alles für die Waisenkinder leisten. Alhamdulillah!
Briefe aus Burundi
As-salamu alaikum liebe Geschwister,
auf unserer Reise innerhalb des Landes besuchen wir die Menschen, die arm und bedürftig sind, Elternteile verloren haben und sehen jene Orte, an denen sich die Waisen aufhalten.
Hier ist es ganz anders, nicht so wie es im Fernsehen gezeigt wird. Man sieht tatsächlich den Hunger und die Not der Menschen, die gar nichts und zwar im wahrsten Sinne des Wortes „absolut nichts“ haben. „Absolut nichts“ gibt es hier. In Deutschland jammern und klagen wir grundlos, als ob wir uns unserem Herrn gegenüber undankbar verhielten. Zur gleichen Zeit sehen wir hier in den Augen unserer Brüder und Schwestern die Demut, die Ehrfurcht und die Würde, also den Islam…
Wir sehen hier Einheimische, die nicht betteln, obwohl sie bedürftig sind und Geschwister, die in schwierigen Situationen und dennoch sehr hilfsbereit sind, dass sie alles was sie haben ohne weiteres hergeben können.Kinder, die uns auf der Stelle umklammern. Die Waisen umgeben uns. Es berührt uns emotional sehr und wir versichern ihnen: „Wir sind eure Väter, wir sind eure Familie“. Augenblicklich merken wir, dass wir ein Teil der Ummah sind. Das Allah ta’ala sie nicht alleine gelassen hat.
Unsere Geschwister sind hier sehr gut organisiert. Ich kann sogar sagen, dass sie in mancher Hinsicht hier besser organisiert sind als in Deutschland. Alles ist bis ins kleinste Detail geplant, durchdacht und organisiert. Alle Informationen werden gesammelt und wenn eine Frage gestellt wird, bekommt man umgehend die Unterlagen zur Ansicht. Einfach beeindruckend!
Allah ta’ala möge Bruder Hussein und alle Schwestern und Brüder reichlich belohnen! Amin. Helft diesen guten Strukturen und der professionellen Organisation weiterhin, sogar mehr als bisher!
Fi Amanillah! (Allah ta’ala möge euch beschützen)
Euer Bruder Aycan Oymak
As-salam alaikum liebe Geschwister,
ich danke Allah ta´ala zu allererst und muslimehelfen, dass ich an dieser eindrucksvollen Reise teilnehmen durfte.
Man kann sich die Situation der Menschen gar nicht richtig vorstellen, wenn man selbst nicht da gewesen ist . Ich habe viel geweint aber auch viel Freude gehabt – insbesondere das Lächeln und die Umarmungen der Kinder, aber auch über die gute Organisation vor Ort, maschallah – muslimehelfen hat mit Orphans Care einen verlässlichen und gut organisierten Partner.
Wir alle können uns von diesen Geschwistern in punkto Bewegung und Motivation eine Scheibe abschneiden. mh konnte dadurch so viele Projekte mit langfristigen Ergebnissen auf die Beine stellen – und das wiederum nur durch die vielen ehrenamtlichen Helfer und Spender hier bei uns alhamdulillah – möge Allah all eure Bemühungen und jeden Cent, den ihr spendet um das Mehrfache belohnen. Amin.
Wasalam Bruder Malik