muslimehelfen ist als Reaktion auf die Hungersnot in Ostafrika 1985 gegründet worden. Der Zweck des Vereins ist – wie in seiner Satzung definiert – „die Unterstützung hilfsbedürftiger Menschen, vor allem in Notstandsgebieten, bei Krieg, Hungersnot und Naturkatastrophen sowie anderweitig unschuldig in Not geratener Menschen“.
Die Zahl an Naturkatastrophen hat in den vergangenen Jahren signifikant zugenommen. Zum quantitativen Anstieg kommt die gestiegene Intensität der Katastrophen hinzu, die destruktive und schwerwiegende Auswirkungen auf die Menschen und ihre Umwelt haben. Die wirtschaftlichen Schäden treffen vor allem Länder des globalen Südens, die wirtschaftlich ohnehin schwach sind, und haben das Potenzial sich zu einer humanitären Krise zu entwickeln. Um Abhilfe zu schaffen, leistet muslimehelfen Nothilfe, die vielseitig ist. Die Art der Projekte unterscheidet sich in den Punkten Naturgewalten, Kriege oder Unruhen sowie (Binnen-) Flüchtlingshilfe.
Indonesien gehört zu den Ländern, in denen muslimehelfen Nothilfe implementiert. Das Land liegt in Südostasien und ist mit seinen mehr als 17.000 Inseln der größte Inselstaat der Welt. Laut dem Auswärtigen Amt wird das Land regelmäßig von Naturkatastrophen wie Vulkanausbrüchen, Erd- und Seebeben, Erdrutschen, Tsunamis und Überschwemmungen heimgesucht, da es in einer seismisch sehr aktiven Zone, dem pazifischen Feuerring, liegt. Umso wichtiger ist es, in Zeiten der Not den Menschen vor Ort beizustehen.
Indonesien hat 127 Vulkane, wovon mehrere verstärkt aktiv sind. Vulkane sind Öffnungen in der Erdkruste. Die Erdkruste wiederum ist in Erdplatten zerbrochen, die ständig in Bewegung sind. Wenn sich zwei Platten an den Grenzen voneinander wegbewegen, entsteht ein Spalt, welcher durch vulkanisches Material wieder aufgefüllt wird. Auch bei der Kollision von zwei Erdplatten entstehen Vulkane, indem die eine Platte unter die andere abtaucht und das Gestein der oben liegenden Platte durch den Druck so stark erhitzt, dass Magma aufsteigt. Zum Ausbruch eines Vulkans kommt es, wenn der Druck der sich ausdehnenden Gase im aufsteigenden Magma den Druck des Gesteins übersteigt, der darüber liegt. Die Auswirkungen sind verheerend, wie der Vulkanausbruch Semeru im Dezember 2021 gezeigt hatte. Semeru ist zugleich der höchste Berg der indonesischen Insel Java. Der Ausbruch des Vulkans hüllte ein Dutzend Dörfer in Asche und trieb über eintausend Anwohner in die Flucht. Lava floss den knapp 3700 Meter hohen Berg hinab und hinterließ Verwüstung. Schulen und tausende Häuser wurden beschädigt und die Zahl der Toten, Verletzten und als vermisst gemeldeten Menschen lag jeweils im zweistelligen Bereich. Die Not war groß. Umso erleichterter waren 1.211 betroffene Familien aus Lumajang, Ost-Java, als unsere Partnerorganisation Hilfsgüter verteilte. Jede Familie hat 5kg Reis, 1kg Zucker, 2 Liter Speiseöl, 1kg Mehl, eine Packung Chili Soße, 10 Packungen Fertignudeln sowie eine Decke erhalten.
Im Westen der Insel kam es ungefähr ein halbes Jahr später zu einer weiteren Naturkatastrophe. Über 100 Dörfer aus 14 Sub-Distrikten in West-Java wurden überschwemmt als Folge von Unwettern mit starken Regenfällen, die den Fluss Cimanuk ansteigen ließen.
Laut der Welthungerhilfe werden Starkregen sowie Überschwemmungen von zwei Variablen beeinflusst: Zum einen führt der steigende Meeresspiegel durch abschmelzendes Eis zu Hochwasser und Überschwemmungen an zahlreichen Küstengebieten. Zum anderen verdunstet mehr Wasser aus den Meeren, die sich erwärmen, was wiederum dazu führt, dass die daraus resultierenden Wolkenmassen über dem Festland niederregnen und es insgesamt zu mehr Niederschlägen in einer kürzeren Zeitspanne kommt. Überschwemmungen und Fluten sind die Folge.
Besonders der indonesische Regierungsbezirk Garut war betroffen von den Überschwemmungen am 15. Juli 2022 in West Java. Unsere Partner berichteten, dass 18.873 Menschen betroffen waren und 649 ihr Zuhause verloren haben. Um ihre Not zu lindern, konnten jeweils 15 Packungen Nudeln, 5kg Reis, 2kg Mehl, 2 Liter Speiseöl, zwei Dosen gesüßte Milch, zwei Packungen Tee und 1kg Zucker an 1.008 betroffene Familien ausgegeben werden. 505 von den 1.008 Familien wurden zusätzlich mit Hygienemitteln wie zwei Stück Seife, zwei Flaschen Shampoo, zwei Zahnbürsten, zwei Tuben Zahnpasta, zwei Packungen Waschmittel, eine Packung Windeln und eine Packung Damenbinden versorgt.
Sowohl ein Überschuss an Niederschlägen als auch ein Mangel hat katastrophale Folgen für die Menschen und ihre Umwelt, wie die Dürre in Ostafrika zeigt. Dürre wird definiert als eine extreme Trockenheit, die über einen längeren Zeitraum anhält und durch einen Mangel an Niederschlägen verursacht wird. Sie hat gravierende Auswirkungen auf die Ernährungssicherheit der Bevölkerung und ihre Migration.
Laut der Welthungerhilfe sind knapp 55 Millionen Menschen von der Dürre betroffen. Das Horn von Afrika erlebt die schwerste Dürre seit ungefähr 40 Jahren, so das UNHCR. Vier Regenzeiten sind ausgeblieben. Wasserquellen sind vertrocknet, Ernten sind ausgefallen, Vieh ist verendet. Ein großer Teil der Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft und der Viehzucht. Der Boden ist zu trocken, um Gemüse und Getreide anzubauen – das Vieh zu schwach, um Milch zu produzieren und verkauft zu werden. Bauern und Viehhirten verlieren ihre Existenz. Hinzu kommen die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine. Das Land war für einen signifikanten Teil des Weizenexports für Afrika zuständig. Der unterbrochene Handel führte zu Preissteigerungen von Lebensmitteln, so UNICEF. Die Folgen sind Ernährungsunsicherheit und akute Unterernährung. Laut dem UNHCR, leiden ungefähr 18,4 Millionen Menschen akuten Hunger. Die Hungersnot zwingt Hunderttausende von Menschen auf der Suche nach externer Hilfe zur Flucht. Der Bedarf an Hungerhilfe ist immens.
Uns erreichten wiederholt Anfragen von unseren Partneroganisationen in Kenia. Die erste Hungerhilfe wurde im Oktober 2021 geleistet. Mittlerweile konnten 11 Projekte erfolgreich umgesetzt werden und weitere Projekte wurden angewiesen (Stand: Oktober 2022). Die Hungerhilfe wurde in den Counties Wajir, Kilifi und Tana River implementiert und es konnten landesübliche Lebensmittel wie Reis, Maismehl, Weizenmehl, Milchpulver, Öl, Salz, Bohnen und Zucker an bedürftige Familien verteilt werden, die von der Dürre betroffen waren.
Dhahabu (44), eine Begünstigte der Hungerhilfe, die in der Zeit vom 5. August bis 5. September 2022 in Kilifi und Tana River umgesetzt wurde, erzählt von den Auswirkungen der Dürre: „Assalamu alaikum warahmatullahi wabarakatuhu. Ich bin verwitwet und lebe in einem Dorf des County Tana River. Mein Ehemann ist vor zwei Jahren verstorben und hat acht Kinder hinterlassen. Ich habe auf einer kleinen Farm gearbeitet, die mein Ehemann uns vererbt hat. Da es aber seit langer Zeit nicht mal einen Tropfen geregnet hat, mussten meine Kinder und ich schwere Zeiten erleben. Manchmal essen wir mehrere Tage nichts. Es ist so schwer, meine Kinder zur Schule zu schicken, aber wir danken Allah. Alhamdulillah, wir hatten Glück und wurden bei der Hungerhilfe berücksichtigt. Möge Allah muslimehelfen und die Partnerorganisation für ihre Güte und Unterstützung belohnen. Möge Allah euch reichlich segnen.“ Durch den trockenen Boden und den ausbleibenden Regen kann sie nichts anbauen, was sie verkaufen oder selbst konsumieren könnte. Ähnlich geht es der Familie der 37-jährigen Zeinab, die in der gleichen Verteilung berücksichtigt wurde. Sie kommt aus Kipini in Tana River. Ihr Mann arbeitet als Gelegenheitsarbeiter in einer anderen Stadt. Sie erklärt: „Ich habe als Milchverkäuferin in Tana River gearbeitet, aber seit Beginn der Dürre stehen wir vor großen Schwierigkeiten. Meine Kühe sind verendet und die Kühe, die noch am Leben sind, sind nicht gesund genug, um Milch zu produzieren. Meine 3 Kinder und ich haben schwere Zeiten erlebt.“
Naturkatastrophen sind Ereignisse höherer Gewalt und somit kaum vorhersehbar. Sie haben starke Schäden an der Wirtschaft und Infrastruktur zur Folge. Betroffene verlieren teils ihre gesamten Lebensgrundlagen. muslimehelfen versucht bestmöglich zu helfen. Deine Spende hilft dabei.