„Hadsch“ bezeichnet dem Wort nach die Bewegung hin zu Allah und zugleich die Bemühung seinem Ego Herr zu werden.
Die Riten der Hadsch können kurz folgendermassen zusammengefasst werden: Man legt die Alltagskleidung an der Grenze des Heiligen Gebietes ab, legt dafür zwei einfache weiße Tücher, Ihram genannt, an und lässt sein Kopf unbedeckt (für Männer). Mit dem Übertritt der Grenze zum Heiligen Gebiet (miqad) versucht der Gläubige in eine andere, geistige Welt einzutauchen. Die Kaaba, das erste Gotteshaus auf Erden, wird umrundet. Auf der Ebene von Arafat, in der Nähe von Mekka, steht man vor seinem Schöpfer und spricht vielleicht die aufrichtigtsen Gebte seines Lebens. Danach zieht man nach Muzdalifa weiter und übernachtet dort, von dort bewegt man sich dann nach Mina, steinigt symbolisch den Teufel, schächtet ein Opfertier. Der Pilger kehrt danach nach Mekka zurück, umkreist abermals die Kaaba und läuft am Schluss zwischen den beiden Hügeln Safa und Marwa hin und her.
Vielleicht ist die Hadsch unter den Gottesdiensten (Ibadaat), der Gottesdienst, der die meisten Symbolhandlungen beherbergt. Es lohnt sich aus diesem Grund über diese mal ein wenig nachzudenken und die Tiefe der Hadsch zu ergründen.
Das Thema „Hadsch“ besitzt eine wichtige und umfassende historische Dimension.
Die Kaaba wird Baitullah, das „Haus Gottes“ bezeichnet, weil es das erste Haus war, das für die Anbetung des Einen Einzigen Gottes errichtet wurde. Dieser Tempel Gottes wurde von Adam (a.s.), dem ersten Menschen und Propheten aufgbaut. Später wurde er von Ibrahim und seinem Sohn (a.s.) wiedererrichtet. Somit ist die Kaaba und dieses Gebiet schon seit Anbeginn der Menschheit heilig und bedeutend. Es wird berichtet, dass nachdem Adam und Havva aus dem Garten weggehen mussten, sie sich nach einer Trennung in der Ebene von Arafat getroffen haben. Die Möglichkeit dort zueinander zu finden, ist mit der Barmherzigkeit und Gnade Allahs ihnen gegenüber verbunden. Bei der Hadsch treffen und versammeln sich noch heute die Pilger auf dieser Ebene. Sie erinnern sich der Barmherzigkeit ihres Schöpfers und danken Ihm. Bei der symbolischen Steinigung des Schaitans an den Säulen in Mina kommt dem Pilger der Freund Gottes, Ibrahim (a.s.), in den Sinn, der den Anspruch besaß, dass er nichts und niemanden mehr liebte als Allah, seinen Herrn. Ibrahim (a.s.) wurde in seinem Anspruch geprüft und er sollte auf Gottes Geheiß seinen Sohn opfern. Der Teufel versuchte ihn daran zu hindern und wollte ihn verleiten Gottes Gebot zu übertreten. Ibrahim (a.s.) bewarf den Feind Gottes mit Steinen, um ihn zu vertreiben. Es wird berichtet, dass sich diese Begebenheit in Mina zutrug.
Das Laufen zwischen den Hügeln von Safa und Marwa, das als „sa’y“ bezeichnet wird, hat folgenden geschichtlichen Hintergrund: Ibrahim (a.s.) musste seine Frau Hadschar mit Ismail in ihren Armen in Mekka zurücklassen. Die Mutter suchte voller Sorge für ihr Baby in der Wüste, nach Wasser, wobei sie in ihrer Ausweglosigkeit von einem Hügel zu dem anderen rannte. In dieser schwierigen Situation kam die Hilfe Allahs: Der segensreiche Brunnen Zamzam erschloß sich Hagar.
Der gesamte Ablauf der Hadsch wird mit dem Ablauf des Jüngsten Tages verglichen: Bar von jeglichen weltlichen Anzeichen wie Äußerlichkeiten der Kleidung oder weltliche Stand und Ansehen werden wir vor unseren Schöpfer treten. Wir stehen schwach und bedürftig vor Ihm und nur die gute Tat mit der richtigen Absicht wird vorgebracht werden, durch die sich Allah Seinen Dienern erbarmt.
Wenn in dieser Zeit die Pilger in Mekka, Muzdalifa, Mina und Arafat ihre Hadschriten vollziehen, verbinden sie die Geschichte der Menschheit von Beginn mit Adam (a.s.) und erleben die Ereignisse mit Abraham, Hadschar und Ismail (a.s.). Sie vollziehen ihre Hadsch nach dem Vorbild Muhammads (s). Sie spannen somit den Bogen von der Geschichte und Gegenwart zum Abschluss der Reise des Menschen, das beim letzten Gericht vor Allah ihr Ende findet. Bei der Hadsch erleben die Gläubigen also des Schicksal der Menschheit in der Geschichte am eigenen Leib. Wie glücklich ist der, der die Möglichkeit dafür bekommt.
Freuen wir uns an diesem Fest und danken Allah für Seine für all Seine Möglichkeiten, die Er uns gegeben hat.