Mit dem Fahrrad zu mehr Bildung

Miriam Laiouar

Viele Mädchen in Bangladesch stehen vor großen Herausforderungen, wenn es um den Schulbesuch geht. Armut, frühe Heirat und lange Schulwege gehören zu den häufigsten Gründen für den Bildungsabbruch. Besonders in ländlichen Regionen müssen Kinder oft mehrere Kilometer zu Fuß zurücklegen, um die nächste Schule zu erreichen. Diese langen und anstrengenden Wege führen dazu, dass viele Mädchen dem Unterricht fernbleiben – sei es wegen der körperlichen Belastung, des hohen Zeitaufwands oder der Gefahr von Belästigungen unterwegs.

In den vergangenen Jahrzehnten haben die Regierung Bangladeschs und verschiedene NGOs viele Grundschulen gebaut, um die Bildungschancen von Kindern zu verbessern. Während Grundschulen dadurch zahlreicher und näher an Dörfern liegen, gibt es deutlich weniger weiterführende Schulen in erreichbarer Nähe. Für Mädchen ist es daher üblicher nur eine Grundschule zu besuchen. Der Übergang zur weiterführenden Schule gestaltet sich hingegen oft schwierig, sodass viele ihre Schulbildung vorzeitig abbrechen.

Ein Transportmittel könnte den Schulweg erheblich erleichtern und sicherer machen. Doch oft sind diese nicht verfügbar oder sie sind für Familien finanziell nicht tragbar. In vielen Haushalten werden zudem Söhne bei der Bildung bevorzugt, während die Ausbildung der Töchter vernachlässigt wird. Um diesen Hindernissen entgegenzuwirken und Mädchen bessere Bildungschancen zu ermöglichen, haben wir gemeinsam mit unserem lokalen Partner in Bangladesch ein Fahrradprojekt umgesetzt.

Planung des Fahrradprojekts

Schon im Vorfeld erhielt unsere Partnerorganisation zahlreiche Anfragen von ländlichen Schulbehörden, Schülerinnen und deren Eltern, die dringend Fahrräder benötigten, um den täglichen Schulweg zu bewältigen. Nach einer sorgfältigen Bedarfsanalyse wurden 150 Mädchen aus finanziell benachteiligten Familien ausgewählt. Sie legen täglich eine Strecke von durchschnittlich 4 bis 5 Kilometern zurück, um eine weiterführende Schule zu besuchen. Jedes dieser Mädchen sollte ein Fahrrad erhalten, um ihre Mobilität zu verbessern und einem frühzeitigen Schulabbruch entgegenzuwirken.

Die Schülerinnen besuchen zwei weiterführende Schulen in der Region Kaharol im Distrikt Dinajpur. Bei beiden Schulen stellte sich heraus, dass es keine geeigneten Abstellplätze für Fahrräder gab. Bisher mussten diese auf offenen Flächen abgestellt werden, was das Risiko von Diebstahl oder Beschädigung erhöhte. Um eine sichere Unterbringung der Fahrräder während des Unterrichts zu gewährleisten, entschieden wir uns, an beiden Schulen Fahrradabstellplätze zu errichten.

Umsetzung des Projekts

Bangladesch: Schulmädchen erhalten neue Fahrräder, um ihren Schulweg zu erleichtern.

Für die Umsetzung des Projekts wurden 23.703 € benötigt. Durch einen günstigen Wechselkurs konnten mit dieser Summe fünf zusätzliche Fahrräder verteilt werden, sodass insgesamt 155 Schülerinnen von der Initiative profitierten. Die feierliche Übergabe fand am 27. Februar 2025 statt, begleitet von Lehrkräften, Erziehungsberechtigten sowie Vertretern lokaler Regierungsbehörden, Gemeindeverantwortlichen und Journalisten. Jedes Mädchen erhielt ein brandneues Fahrrad, ausgestattet mit einem Korb und einem Sicherheitsschloss. Direkt im Anschluss wurden die Schülerinnen in einer kurzen Schulung mit der Handhabung und Wartung ihrer Fahrräder vertraut gemacht, um eine langfristige Nutzung zu gewährleisten.

Juli, eine 13-jährige Schülerin aus Kaharol, bedankt sich für ihr neues Fahrrad: „Ich bin Juli, Schülerin der sechsten Klasse. Meine Schule ist vier Kilometer von meinem Zuhause entfernt und meistens muss ich den Weg zu Fuß zurücklegen, weil ich mir die Fahrkosten nicht leisten kann. Es ist sehr anstrengend, so lange in der Sonne oder im Regen zu laufen. Mit dem Fahrrad, das ich heute bekommen habe, werde ich die Schule viel schneller erreichen. Vielen Dank muslimehelfen.“

Am 27. Februar 2025 wurden auch die beiden Fahrradabstellplätze feierlich eingeweiht und zur Nutzung freigegeben – einer mit einer Kapazität von 100 Fahrrädern, der andere für bis zu 80. Durch ihren Bau entstand eine nachhaltige Infrastruktur, die die Fahrradnutzung auch noch in den kommenden Jahren fördert. Zudem trägt der vermehrte Einsatz von Fahrrädern ökologisch zur Reduzierung des Bedarfs an motorisierten Fahrzeugen und zur Senkung der Kohlenstoffemissionen bei – ein kleiner, aber bedeutender Beitrag zum Umweltschutz in der Region Kaharol. Die Spendengelder, die in dieses Projekt eingeflossen sind, sind somit Spenden mit langfristigem Nutzen (Sadaqa Dscharija), da in die Bildung von Mädchen zu investieren einen nachhaltigen positiven Mehrwert für sie selbst, ihre Familien und die Gesellschaft insgesamt bringt.

Dank der finanziellen Unterstützung von muslimehelfen und dem engagierten Einsatz aller Beteiligten konnte das Projekt innerhalb von 1,5 Monaten erfolgreich umgesetzt werden. Insgesamt wurden 155 benachteiligte Schülerinnen in ländlichen Gebieten mit hochwertigen Fahrrädern ausgestattet und zwei Fahrradabstellplätze an den beteiligten Sekundarschulen in Kaharol errichtet. Dies markiert einen bedeutenden Schritt hin zu mehr Chancengleichheit und verbesserten Zukunftsaussichten für Mädchen in Bangladesch. Die Fahrräder sind mehr als nur Transportmittel – sie stehen für Hoffnung, Freiheit und die Verwirklichung von Träumen.

Bangladesch: Ein Lächeln voller Hoffnung – mit dem Fahrrad zur Schule und in eine bessere Zukunft.

Möge Allah Euch für Eure Großzügigkeit reichlich belohnen! Amin.

Facebook
Twitter
WhatsApp
Email

Jetzt spenden

Deutschland

GLS Bank
IBAN: DE55430609676030448700
BIC: GENODEM1GLS