Stand 06.01.2020: In Bosnien und Herzegowina leben ca. 3.5 Mil. Menschen, die in den letzten Jahrzehnten mit negativen Veränderungen durch den Krieg und seine Auswirkungen, Auswanderung, Armut, soziale Ausgrenzung und Arbeitslosigkeit zu tun haben. Abgesehen davon ist die Anzahl der Menschen über 65 Jahren ansteigend und macht 9% der Gesamtbevölkerung aus. Sie gehören zu den Ärmsten der Gesellschaft. Dadurch haben sie mit Ausgrenzung und Mittelosigkeit zu kämpfen, da ihre Einkünfte die Ausgaben nicht mehr decken, um ihre Familien mit dem Nötigsten zu versorgen. Der alltägliche Bedarf, Grundnahrungsmittel und medizinische Versorgung sind kaum zu bezahlen.
Neuesten Auswertungen zufolge leben 700.000 Menschen in Bosnien und Herzegowina an der Armutsgrenze und jeder Sechste hungert. Durch die täglich steigenden Lebenshaltungskosten sind immer mehr Einwohner davon betroffen. Altersschwäche und gesundheitliche Beschwerden erschweren ihnen zusätzlich die Bewältigung des Alltags. Auch die Zubereitung von geregelten Mahlzeiten gestaltet sich für sie schwierig. Manche von ihnen leiden unter Händezittern und sind deswegen auf Hilfe angewiesen. Häufig kommt es vor, dass diese Personen nichts zu essen haben und sich selbst überlassen sind. Diese Lebenssituation belastet Familien und Gesellschaft gleichermaßen.
Am Stärksten betrifft es die Bewohner von Doboj, die im Jahr 2014 mit einer Überschwemmung zu kämpfen hatten. Um einigen von ihnen einen Teil ihrer Last zu nehmen, hat muslimehelfen für ein halbes Jahr lang sieben Mal in der Woche Mahlzeiten für 250 Bedürftige finanziert. Die Bedürftigen wurden in Zusammenarbeit mit örtlichen Wohlfahrtsverbänden ermittelt und vorab besucht. Dabei handelte es sich überwiegend um arme und ältere so wie psychisch und körperlich eingeschränkte Menschen. In den bereits vorhandenen Küchen der Partnerorganisation in Srebrenica und Doboj Istok wurden die Mahlzeiten zubereitet. Zwei Teams kümmerten sich um die Verteilung: Eines war zuständig für die Orte Srebrenica und Bratunac und das andere für die Orte Gracanica, Doboj und Doboj Istok. Für die täglich frische Zubereitung wurden Lebensmittel gekauft und verarbeitet. Jedes Essen enthielt Fleisch und Gemüse mit Nudeln oder Reis, dazu etwas Brot und einem Nachtisch. Die Bedürftigen bekamen die verpackten Mahlzeiten zwischen 09.00 und 14.00 Uhr an ihre Haustür gebracht. Das Projekt wurde vom 20.03.2019 bis 20.09.2019 umgesetzt. Insgesamt konnten 250 meist ältere, alleinstehende Menschen versorgt werden. muslimehelfen hat dieses Projekt mit 33.474 Euro finanziert. Wir danken allen Spendern für ihre großzügige Unterstützung. Möge Allah sie dafür reichlich belohnen.
Kadira ist 77 und wohnt in Gracanica. Sie ist eine der Begünstigten, die täglich eine warme Mahlzeit erhalten. Sie sagt:
„Ich bin Kadira. Ich wohne in Gracanica in einem alten Haus ohne Wasser und Bad. Mein monatliches Einkommen beträgt 115 BAM (ca. 58,80 Euro, das ist der Betrag der Sozialhilfe) von dem ich Strom und Medikamente bezahle und wenn etwas übrig bleibt, bezahle ich meine Schulden. Eine Mahlzeit bedeutet mir sehr viel, da ich sehr oft hungrig war und ich nichts hatte, dass ich essen konnte. Vielen Dank.“