Im Koran wird an vielen Stellen direkt oder indirekt zu der Angelegenheit der „Waisen“ Bezug genommen, und die Muslime werden angewiesen, sich um die Waisen zu sorgen.
Man kann die Themen des Korans, die mit Waisen zu tun haben, unter folgenden Stichworten zusammenfassen:
* Besondere Aufmerksamkeit (2:220)
* Spenden zukommen lassen (2: 215)
* Finanzielle Zuwendungen (4:8)
* Besitz nicht verschwenden (4:2)
* Die gute Behandlung der Waisen ist Frömmigkeit (2:177)
* Tadel und Warnung bei Ungerechtigkeit gegenüber Waisen (89:17-20)
* Frohe Botschaft und Einlass ins Paradies bei Fürsorge (76:5-8)
* Sie besitzen ein Anrecht auf Zakat
Ausgewählte Koranstellen
Die Behandlung der Waisen wird aufgrund ihrer Wichtigkeit mit der Behandlung der Eltern und Verwandten gleichgesetzt:
„ Was ihr an Gutem hergebt, so ist das für die Eltern und Verwandten und die Waisen und die Armen und den ‘Sohn des Weges’, und was ihr an Gutem tut, so weiß Allah davon” (Koran 2:215)
Die Motivation der Gläubigen, die Waisen zu versorgen, kommt vom Wunsch, Allahs Wohlgefallen zu erlangen, und die Mu’minun sind sich völlig bewusst, dass sie damit Allah dienen:
„ Und sie geben die Speise aus Liebe zu Ihm, dem Armen und der Waise und dem Gefangenen: ‚Wir geben euch Speise um des Antlitz Allahs Willen, wir möchten von euch kein Vergelten und keinen Dank.’“ (Koran 76:8-9)
In der Zeit vor dem Islam (Dschahiliyya) war es üblich, die Güter des Waisen zu beschlagnahmen und für sich zu nutzen. Gegen die Unterdrückung der Waisenkinder wehrte sich kaum jemand. Es galt das Recht der Stärkeren, was sich heute in manchen Gegenden der Welt ja kaum verändert hat. Es wird überliefert, dass der Anlass der Offenbarung der nachfolgenden Sure Abu Dschahl war, der einem Waisen nicht sein rechtmäßiges Eigentum aushändigen wollte. Als das Waisenkind sich deswegen an den Propheten Muhammad (s) wandte, ging er mit ihm zu Abu Dschahl. Der Gesandte Allahs (s) nahm von Abu Dschahl das, was der Waisen zustand.
„ Hast du den gesehen, der das Gericht ableugnet? Also, das ist derjenige, der das Waisenkind verachtend wegstößt. Und nicht anhält zur Speisung der Armen. Also wehe den Betenden, denjenigen, die in ihrem Gebet nachlässig sind. Denjenigen die gesehen werden wollen. Und die Hilfsbereitschaft versagen.“ (Koran Sure 107)
Das Aufzehren des Gutes eines Waisen wird im Islam nicht hingenommen und stellt eine große Sünde dar (s. Koran 4:10). Auf der anderen Seite ist Fürsorge der Waisen hoch angesehen und es gibt große Belohnung für die, die sich um die Waisen kümmern.
Gesellschaften, die sich nicht um die Waisen sorgen, sollten auf jegliche Art von Unglück gefasst sein. Allah sagt in der Sure al-Fadschr, wenn Er über das Hereinbrechen von Unglücken spricht: „Keineswegs, vielmehr achtet ihr nicht die Waise.“ (Koran 89:17). ‚Achten’ bedeutet selbstverständlich nicht nur, dass man jemandem eine finanzielle Zuwendung zukommen lässt, sondern auch schöne Worte und gute Behandlung sind angebracht.