muslimehelfen e.V. wurde 1985 von Muslimen in Deutschland gegründet. muslimehelfen ist ein freies, gemeinnütziges und mildtätiges Hilfswerk von deutschsprachigen Muslimen in Deutschland. muslimehelfen ist frei und unabhängig, sowohl von staatlich-politischer, als auch religiöser Einflussnahme. Der jeweils aktuelle Vorstand ist dem Impressum auf unserer Webseite zu entnehmen.
Seit der zweiten Hälfte der 1970er Jahre hatte es erstmals wiederkehrende überregionale „Treffen deutschsprachiger Muslime“ (TDM) gegeben. Aus diesen Begegnungen entstanden verschiedene Initiativen zur Förderung muslimischer Aktivitäten in deutscher Sprache. In diesem Rahmen wurde auch „muslimehelfen“ (mh) gegründet.
Meldungen über eine extreme Hungersnot in Ostafrika 1984/85 waren Anlass für das Motto des TDM im Februar 1985: „muslimehelfen“. Um zu verhindern, dass man ohne konkrete Ergebnisse auseinanderging, nahm sich eine Arbeitsgruppe der Sache an, verständigte sich über die weitere Vorgehensweise und gründete am 5.4.1985 den Verein „muslimehelfen“ mit dem Satzungszweck „Mittel für bedürftige Menschen vor allem in Notstandsgebieten, bei Krieg, Hungersnot und Naturkatastrophen sowie für anderweitig unschuldig in Not geratene Menschen durch Sammeln von Geld und Sachspenden, wie z.B. Lebensmittel, Medikamente u.ä. bereit zu stellen und sie den Betroffenen zukommen zu lassen.“
Damit war der Grundstein für das erste organisierte humanitäre Hilfswerk von Muslimen in Deutschland gelegt.
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Zunächst war es nur eine kleine Anzahl von Muslimen, die selbst spendeten und Spenden für erste Hilfsprojekte sammelte. In Äthiopien konnte mit Lebensmitteln eine Hungerhilfe geleistet werden, eine Medikamentensendung und später auch Rollstühle und sogar Krankenwagen wurden zur Linderung der Not durch den Krieg in Afghanistan verschickt. Flüchtlingshilfe erfolgte in Pakistan.
Mithelfen konnte man als Mitglied von mh oder auch nur als Spender. Informationen über die Aktivitäten erfolgten durch gelegentliche Infoblätter, hauptsächlich aber über die Zeitschrift „Al-Islam“.
Alles war ehrenamtlich, man verwendete das eigene Telefon und Auto, es gab kein Büro. Entsprechend bescheiden waren die Hilfsprojekte, doch der Erfolg durch Allahs Segen bewirkte Vertrauen und führte zu einer stetig wachsenden Zahl von Unterstützern, Spendern und Spenden.
Dies ermöglichte nun auch erste fortwährende Hilfen für Flüchtlinge in Uganda und Witwen und Waisen in Palästina. Zugleich wurden wie schon bisher weiterhin kurzfristige Hilfsprojekte bei Katastrophen und Notfällen durchgeführt, so 1989 erneut Hungerhilfen in Ostafrika und Erdbebenhilfe im Iran. 1988 mietete der Vorstand in Münster/W. einen kleinen Büroraum für die Arbeit einer Teilzeitkraft. Erstmals verteilte mh Spendendosen.
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In der ersten Hälfte der 1990er Jahre wurde die Balkanregion zu einem Schwerpunkt für die Arbeit. Neben Lebensmittelhilfen in Albanien seit 1991 machte vor allem die Not der Kriegsopfer in Bosnien Lebensmittelhilfen und Medikamentenversorgung notwendig. 1993 erfuhr die Bosnienhilfe einen merklichen Schub durch eine Partnerschaft von mh mit „Muslim Aid“ aus London. mh richtete dazu sein Büro mit einem fest angestellten Mitarbeiter in Garching bei München ein. In der Folge konnten in Bosnien eine kleine pharmazeutische Produktion aufgebaut und Hilfspaketverteilungen durchgeführt werden. Hinzu kamen Hilfsprojekte in weiteren Krisengebieten wie Sri Lanka, Sudan, ehemalige Sowjetunion u.a.m. In Afghanistan wurde die „Mutter-Kind-Klinik“ Jalalabad gebaut. Seit 1994 veröffentlichte mh ein regelmäßiges Infoblatt. Bisherige Ramadanhilfen und Kurbanangebote entwickelten sich zu fest strukturierten Bestandteilen der Arbeit von mh.
Bosnien blieb auch weiterhin noch eine Hauptaufgabe. Die Waisenhilfe in verschiedenen Ländern hatte 1997 einen Umfang erreicht, der zu einem speziellen Infoblatt „mh Waisenbrief“ führte. Eigenes Infomaterial zu verschiedenen Themen wie Zakat, Kurban u.a.m. unterstützten die Spendenakquise. Versuchsweise wurde ein Versandhandel „kauf&hilf“ erprobt, der indes die Erwartungen nicht erfüllte. Ende der 1990er Jahre machte der Kosovo-Krieg Hilfe für Notleidende mit Lebensmitteln, Hygieneartikeln und Medikamenten notwendig. Auch Tschetschenienflüchtlingen konnte geholfen werden, ebenso Notleidenden nach dem schweren Erdbeben vom August 1999 in der Türkei.
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Seit 2000 unterstützte mh mit Hilfe seiner Spender in einer mehrjährigen Aktion den Bau von Brunnen, vor allem in Ostafrika. Die „mh-Zeitung“ begann ihre regelmäßige Veröffentlichung von Informationen über die Arbeit von mh. Eine Internetpräsenz entstand, und in den folgenden Jahren rückten auch die sog. „social media“ in den Vordergrund.
Hilfsprojekte erfolgten weiterhin in verschiedenen Ländern, darunter Afghanistan, Aserbaidschan, Georgien, Philippinen u.a.m. Eine medizinische Ambulanz auf der Krim (Ukraine) nahm den Betrieb auf. Das Brunnenbauprojekt wurde 2003 verstärkt, Nothilfe für Erdbebenopfer in Bam (Iran) 2004 geleistet, Kliniken in Afghanistan, Kenia, Palästina und Tschetschenien unterstützt. mh organisierte die erste „Woche der Waisen“, seither alljährlich durchgeführt. Aus bislang einzelnen Winterhilfe-Projekten wurde ein spezielles Programm.
Die wichtigsten Hilfsmaßnahmen im Jahr 2005 kamen den Opfern der Tsunami-Katastrophe von Ende Dezember 2004 zugute. mh leistete ihnen Beistand in Indonesien, Sri Lanka und Indien. Das Mädchenwaisenhaus in Sri Lanka wurde gebaut. In Pakistan gab es 2006 ein schweres Erdbeben, auch dort konnte mh helfen, insbesondere durch eine „Mobile Klinik“, ebenso Erdbebenopfern in Indonesien mit Ambulanzstationen, Gemeinschaftsküchen und Behelfsunterkünften. Im Gaza-Streifen nahm eine Baumschule „Projekt Olivenbaum“ die Arbeit auf, 2007 konnten die ersten 1 000 Setzlinge verteilt werden.
Hilfen zum Lebensunterhalterwerb unterstützten erneut Erdbebenopfer in Pakistan und Indonesien. Flüchtlinge aus Kenia wurden 2008 in Uganda versorgt, das Waisenzentrum in Garut (Indonesien) weiter gefördert, in Sri Lanka das neugebaute Waisenhaus für Jungen und in Grozny (Tschetschenien) ein „Reha-Zentrum“ für Minenopfer eröffnet. Das „Projekt Olivenbaum“ konnte wegen der Kriegsfolgen und politischen Veränderungen in Gaza von mh nicht weiter gefördert werden. Das Netzwerk von ehrenamtlichen Helfern von mh, den „Ansar“, wurde ausgebaut.
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Die Verlegung des Büros von mh nach Ludwigshafen 2010 reduzierte merklich die Betriebskosten. In Bujumbura (Burundi) hatte mh seit 2003 Waisenkinder gefördert, 2010 wurde dort ein Waisenzentrum mit Schule gebaut, in Ruanda ging eine Maismühle zur Unterstützung einer Frauenkooperative in Betrieb, in Togo eine kleine Blindenschule. Flutopfer in Pakistan erhielten Unterstützung durch Lebensmittel und beim Bau von Unterkünften auch noch 2011. Der Bau eines zweiten Wohnheims für Studentinnen in Kambodscha wurde abgeschlossen. Eine erneute Hungersnot in Ostafrika veranlasste Lebensmittelverteilungen in Wajir (Kenia). In Garut (Indonesien) konnte das neu erbaute Waisenzentrum eröffnet werden.
Mit Beginn des Syrienkriegs 2012 erfolgte Unterstützung von Flüchtlingen in der Türkei, in Togo wurde 2013 die neu erbaute Schule für blinde Kinder und Jugendliche eröffnet, ein weiteres Waisenförderungsprojekt in Hubli (Indien) seit 2015 unterstützt. Nothilfe für Flüchtlinge in Ruanda wurde 2016 erforderlich, seit 2017 fortwährende Hilfen für Rohingya-Flüchtlinge aus Myanmar in Bangladesch. Ein regelmäßiges Projekt „Kleider zum Fest“ für bedürftige Kinder und Jugendliche begann. Vier der blinden Schüler in Togo bestanden 2019 ihre Zulassungsprüfungen zum Universitätsstudium.
Die Covid-19 Pandemie hatte überall die Not der ohnehin Hilfsbedürftigen noch weiter vergrößert, so dass 2020/2021 der Schwerpunkt der mh-Projekte darauf gelegt wurde, solche Not zu lindern.