Ohne Vertrauen würde die Menschheit aufhören zu existieren, Paare würde sich nicht mehr das „Ja-Wort“ geben und sie wären nicht mehr bereit Kinder auf die Welt zu bringen, sie zu versorgen und zu erziehen.
Ohne Vertrauen gäbe es auch keinen Glauben, denn keiner – außer den Gesandten Gottes (as)- erhielt bzw. erhält direkt von Gott Botschaften und Worte. Demnach vertrauen wir in unserem Glauben auf die Aussagen der Gesandten (as).
Ohne Vertrauen gäbe es auch keine Freundschaften, soziale Beziehungen und keine Gemeinschaften. Ohne Vertrauen würde keine Hilfeleistung funktionieren und Menschen in Not und Schwierigkeiten würde allein gelassen.
Es gibt eine wunderbare Geschichte, dich mich immer sehr beeindruckt hat. Sie bringt die Realität wie Vertrauen Menschenleben retten kann sehr treffend auf den Punkt und darüber hinaus die Tatsache, was passieren würden, wenn Vertrauen fehlt. Die Geschichte geht folgendermassen:
Ein Beduine ist in der Wüste unter der sengende Sonnenhitze unterwegs auf seinem Kamel als er in der Ferne einen Menschen bemerkt. Er reitet zu ihm hin. Es ist ein Mann, der ihn um Wasser fleht und sagt, dass er am Verdursten ist. Der Beduine steigt von seinem Kamel hinab und gibt ihm zu Trinken. Nachdem der Mann getrunken hat, schlägt er den Beduinen nieder und reitet mit seinem Kamel fort. Er lässt den Beduinen alleine in der Wüste zurück. Der Beduine rauft sich mit Mühe auf und schreit dem Dieb folgende Worte hinterher: „Erzähle diese Begebenheit niemanden, ansonsten wird keiner mehr in der Wüste einem Verdurstenden Wasser geben!“
Wenn das Vertrauen geschwunden ist, ist es kaum mehr zurückzugewinnen.
Bedeutet das aber, dass wir Muslime in das andere Extrem verfallen und grundsätzlich mißtrauisch sein müssen oder in jeder Angelegenheit immer Zweifel haben sollten? Nein, das denke ich nicht.
Der Muslim soll wachsam sein, aber es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen Wachsamkeit und Mißtrauen. Manche haben bittere Erfahrungen – selbst mit ihren Glaubengeschwistern – machen müssen. Aber jeder muss sich auch selbstkritisch fragen, ob er/sie da nicht seinen Verstand ausgeschaltet und die Augen vor manchen Fakten geschlossen hatte.
Bei der ersten Begegnung muss man dem anderen deswegen zunächst einmal einen gewissen Vertrauensvorschuß einräumen, das natürlich nicht auf Naivität und falschen oder irrationalen Vorstellungen basieren darf. Dies ist zugegeben nicht immer einfach Ausgewogenheit zu halten.
Diese Dinge erleben auch wir immer wieder in unserer täglichen Arbeit (siehe auch Blog: Vertrauen). Im Bereich der humanitären Hilfe ist Vertrauen sogar noch entscheinder, da die Menschen uns ja ihre Spenden anvertrauen.
Manchmal rufen Menschen bei uns an und fragen mich: “Wie kann ich euch denn vertrauen?“.
Ich erzähle dann von der über 25 Jährigen Arbeit von muslimehelfen, von der Kontrolle der Behörden, von der Transparenz in der Arbeit usw. Wenn aber alle Belege der korrekten Verwendung der Spendengelder, die Informationen über die Arbeit (s. Blog: Korrekt arbeiten) und die aufrichtigen Antworten auf die Fragen die Zweifel und das Mißtrauen nicht ausgeräumt haben, stelle ich dann dem Anrufer selbst eine Frage: „Welche Voraussetzungen müssen wir denn aus Ihrer Sicht erfüllen, um vertrauenswürdig zu sein?“. Die Antwort dazu versagt fast immer.
Deswegen sind ständige unbegründete Zweifel und permanentes Mißtrauen ohne Berücksichtung der Fakten keine Eigenschaft eines Gläubigen – Wachsamkeit und Benutzen des Verstandes aber schon.
RüÅtü Aslandur, muslimehelfen